Monsanto warnt vor negativen Auswirkungen des Anbaus seiner Gentechnik-Soja

Unbeabsichtigte Effekte können Ausbreitung von Schädlingen fördern
Donnerstag, 2. Oktober 2014

In einer wissenschaftlichen Publikation, an der Mitarbeiter von Monsanto beteiligt waren, wird davor gewarnt, dass der Anbau der gentechnisch veränderten Soja Intacta (MON 87701 × MON 89788) die Ausbreitung bestimmter Schädlinge befördern kann. Mögliche Ursache sind laut dieser Veröffentlichung ungewollte Effekte, die durch die gentechnische Veränderung verursacht wurden. Die gentechnisch veränderte Soja des US-Unternehmens Monsanto ist resistent gegenüber dem Spritzmittel Glyphosat und produziert ein Bt-Insektengift. Jetzt haben brasilianische Wissenschaftler zusammen mit Mitarbeitern von Monsanto festgestellt, dass bestimmte-Schädlinge (Spodoptera eridania, Southern Armyworm), die im Soja-Anbau zu erheblichen Schäden führen können, sich schneller entwickeln und länger leben, wenn ihre Raupen an den gentechnisch veränderten Pflanzen fressen.

In der wissenschaftlichen Publikation heißt es: „Unsere Ergebnisse sollten als Alarm interpretiert werden, dass der Befall mit S. eridania auf Feldern mit Bt-Sojabohnen zunehmen kann“, die beobachteten „Effekte können sich positiv auf die Entwicklung der Schädlinge“ auswirken.“ Deswegen sollen nach Empfehlung von Monsanto in den Feldern mit Gentechnik-Soja jetzt zusätzlich Nützlinge ausgebracht werden, um die Raupen in Schach zu halten.

Dabei sei es „weniger wahrscheinlich, dass die beobachteten Unterschiede direkt durch das Bt-Gift, sondern eher indirekt durch die gentechnische Veränderung oder nachfolgende Züchtungsschritte verursacht werden.“ Tatsächlich wurde für die Herstellung der Intacta-Soja nicht nur das Genom der Pflanzen verändert, vielmehr wurden nachfolgend die gentechnisch veränderten Pflanzen auch gekreuzt, um die Eigenschaften Herbizidresistenz und Insektengiftigkeit zu kombinieren. Auch dadurch kann es in den Pflanzen zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen.

Die Soja Intacta ist in der EU zum Import und zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmittel zugelassen. Obwohl es zahlreiche Auffälligkeiten in der Zusammensetzung der Pflanzen gab, ging die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA in ihrem Prüfbericht davon aus, dass diese biologisch nicht relevant seien. Testbiotech hat zusammen mit anderen Organisationen vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen die Zulassung der Soja eingelegt.

„Die beobachteten Ergebnisse überraschen uns nicht. Bei der Risikoprüfung gentechnisch veränderter Pflanzen tauchen regelmäßig Hinweise auf ungewollte Effekte auf, die wohl durch den Vorgang der gentechnischen Veränderung verursacht werden. Diese werden aber fast nie genauer untersucht. Auch die Wirkungsweise der Bt-Insektengifte wird längst nicht ausreichend verstanden. Es gibt also viele Erklärungsmöglichkeiten für die beobachteten Effekte. Im Ergebnis muss die EU die Zulassung widerrufen, da es offensichtlich Bedarf für eine Neubewertung und für weitere Untersuchungen gibt“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Die jetzt gefundenen Effekte, deren genaue Ursache nicht bekannt ist, können auch für die Lebensmittelsicherheit relevant sein.“

Der Fall der Gentechnik-Soja soll nächste Woche auch Thema auf einer Pressekonferenz in Berlin sein, bei der der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) einen Bericht über die Mängel der EU-Zulassung vorstellen wird.

Kontakt: 

Christoph Then, Tel 015154638040, mail: info@testbiotech.org