Testbiotech veröffentlicht heute einen Bericht, der einen aktuellen und globalen Überblick über Fälle der unkontrollierten Ausbreitung vermehrungsfähiger gentechnisch veränderter Organismen in der Umwelt gibt. Der Bericht soll auch im Rahmen eines Workshops vorgestellt werden, der vom 21. bis 25. September im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) in Montreal, Kanada stattfindet.
Die Fälle, in denen eine Ausbreitung und Vermehrung in der Umwelt bereits nachgewiesen ist, betreffen u. a China (Reis), Mexiko (Mais und Baumwolle), Japan (Raps) Südkorea (Baumwolle und Mais), die Schweiz (Raps) und die USA (Gräser). Weitere mögliche Kandidaten, bei denen eine unkontrollierte Ausbreitung zu befürchten ist, sind Auberginen in Indien und Bangladesch, Bäume wie Eukalyptus und Kiefern in Nord- und Südamerika sowie gentechnisch veränderte Insekten in Brasilien und Panama.
Zusätzlich drohen in der Zukunft erhebliche Risiken durch neue Verfahren der Synthetischen Gentechnik. Mithilfe neuer gentechnischer Verfahren können beispielsweise Insekten mit sogenannten „Gene-Drives“ ausgestattet werden. Die Vererbungsmechanismen sind bei diesen Organismen so verändert, dass sich synthetische Gene wesentlich schneller in natürlichen Populationen ausbreiten.
„Wir stehen vor einer grundlegenden Weichenstellung. Die unkontrollierte Ausbreitung und Vermehrung gentechnisch veränderter Organismen in der Umwelt bedeutet eine neue Dimension der Gefährdung für die Biodiversität und damit für die Zukunft des Planeten“, warnt Christoph Then von Testbiotech. „Alle nachfolgenden Generationen müssen mit Risiken und Langzeitfolgen leben, die heute durch kurzfristiges Gewinnstreben und politische Nachlässigkeit verursacht werden.“
Die Folgen einer Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen, deren Ausbreitung nicht kontrolliert werden kann, lassen sich nicht verlässlich prognostizieren. Evolutionäre Prozesse führen dazu, dass sich auch Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit realisieren können. Das macht eine seriöse Risikoabschätzung unmöglich. Deswegen müssten derartige Freisetzungen grundsätzlich verboten werden.
Testbiotech gehört zu den Initiatoren eines internationalen Aufrufs, in dem gefordert wird, dass die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) aktiv werden, um gesetzlich bindende nationale und internationale Regelungen zu erlassen, welche die Freisetzung gentechnisch veränderter oder synthetischer Organismen generell verbieten, wenn diese sich in der Umwelt ausbreiten und vermehren können.
Andreas Bauer-Panskus, Tel.: 0176 61176101, panskus@testbiotech.de
Christoph Then, Tel.: 0151 54638040, info@testbiotech.org (Zeitverschiebung: minus sechs Stunden)
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Unkontrollierte Ausbreitung GVO.pdf | 81.43 KB |