EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis stellt in einem aktuellen Schreiben an Testbiotech klar, dass er trotz Bedenken bezüglich gesundheitlicher Risiken den Import neuer gentechnisch veränderter Sojabohnen der Firmen Bayer und Monsanto erlauben will. Diese Sojabohnen können mit Glyphosat in Kombination mit Herbiziden wie Dicamba oder Isoxaflutol gespritzt werden. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hatte festgestellt, dass es aufgrund der aktuellen Datenlage nicht möglich ist, die gesundheitlichen Risiken der Rückstände der Spritzmittel zu bewerten und entsprechende Grenzwerte festzulegen. Die geplante Zulassung erfolgt jetzt trotzdem vor dem Hintergrund eines massiven Drucks der Konzerne, die auf eine rasche Marktzulassung drängen.
Testbiotech hat in den letzten Monaten mehrere Briefe der EU-Kommission zur anstehenden Zulassung erhalten. Während zunächst behauptet wurde, dass es Grenzwerte (sogenannte Maximum Residue Levels, MRL) gebe, nach denen die die Rückstände der Spritzmittel als sicher anzusehen seien, muss die EU-Kommission jetzt zugeben, dass es genau diese Grenzwerte nicht gibt – sie seien vielmehr erst in Bearbeitung. Genaueres wolle man derzeit nicht mitteilen.
„Was wir hier sehen, ist die Dokumentation eines Kniefalls der Kommission vor der Industrie. Jetzt gibt die EU-Kommission zwar zu, dass die entscheidenden Daten fehlen. Trotzdem soll der Import erlaubt werden, um die wirtschaftlichen Interessen der Gentechnik-Konzerne zu bedienen. Der vorsorgende Verbraucherschutz wird hier mit Füßen getreten“, sagt Christoph Then von Testbiotech.
Die EU-Kommission erklärt zwar des Weiteren, dass sie plane, besonders bedenkliche Zusatzstoffe bei der Anwendung der Spritzmittel in der EU zu verbieten. Es ist aber davon auszugehen, dass die Rückstände dieser Zusatzstoffe (Tallowamine) in den importieren Sojabohnen, die in Nord- und Südamerika angebaut werden, sehr wohl enthalten sind, weil sie dort nach wie vor erlaubt sind.
Nach einem jüngst von Testbiotech veröffentlichten Gutachten weisen Rückstände, die insbesondere aus den kombinierten Anwendungen dieser Spritzmittel stammen, ein höheres Risiko auf, das Erbgut zu verändern und Vergiftungen der Leber sowie Tumore auszulösen, als die einzelnen Ausgangsstoffe. Sowohl Verbraucher als auch Nutztiere können der Kombination dieser giftigen Rückstände ausgesetzt sein.
Im Februar hatte sich auch das EU-Parlament gegen eine Zulassung der Gentechnik-Soja ausgesprochen.
Christoph Then, Testbiotech, Tel: 0151 54638040, info@testbiotech.org
Helen Wallace, GeneWatch UK, Tel: +44-(0)1298-24300, helen.wallace@genewatch.org
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