EU-Parlament gegen Zulassung neuer Gentechnik-Soja

Umweltausschuss des Parlaments fordert, dass vor einer EU-Zulassung die Folgen der Herbizid-Anwendung genauer untersucht werden
Dienstag, 11. July 2017

Morgen stimmen die EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel über die Importzulassung einer neuen Gentechnik-Soja ab. Unmittelbar vor dieser Entscheidung hat heute der Umweltausschuss des EU-Parlaments gefordert, den Import dieser Soja und deren Verwendung in Lebens- und Futtermitteln nicht zu erlauben. Vor einer Zulassung sollten vielmehr die Rückstände der Herbizide genauer untersucht werden, gegen welche die Pflanzen resistent gemacht wurden. In diesem Fall handelt es sich um eine Soja des US-Konzerns Dow (DAS-68416-4). Diese Pflanzen können mit den Herbiziden 2,4-D und Glufosinat im Kombi-Pack gespritzt werden. Obwohl die Wirkstoffe im Verdacht stehen, gesundheitsgefährdend zu sein, hatte die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA im Rahmen der Zulassungsprüfung weder deren Rückstände noch mögliche Wechselwirkungen untersucht.

„Diese Soja steht für eine Entwicklung, die zulasten der Umwelt geht und zu neuen gesundheitlichen Risiken führt. Konzerne wie Bayer, Monsanto und Dow machen ihre patentierten Gentechnik-Saaten gegen immer mehr Spritzmittel und auch gegen höhere Dosierungen der Herbizide resistent. Das Wettrüsten auf dem Acker führt dazu, dass auch die Ernte zunehmend mit Rückständen belastet ist“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Doch die EU-Kommission ignoriert diese offensichtlichen Risiken, die mit dem Verzehr der Ernteprodukte verbunden sind, ebenso wie die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA.“

Testbiotech befürchtet, dass sich die deutsche Bundesregierung in der morgigen Abstimmung der Stimme enthalten wird und damit den Weg für die EU-Kommission frei macht, die Importe zu genehmigen. Und schon sehr bald könnte sich dieses Szenario noch einmal wiederholen: Über weitere EU-Importanträge für mehrfach herbizidresistente Gentechnik-Soja werden die Mitgliedsländer der EU schon am 17. Juli beraten. Dabei geht es dann erstmals um den Import von Gentechnik-Soja, die jeweils gegen drei Herbizide resistent gemacht ist. Zur Abstimmung stehen u. a. Pflanzen der Firma Bayer, die mit einer Mischung der Herbizide Glyphosat, Isoxaflutol und Glufosinat gespritzt werden können.

Die EU-Kommission und die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA wollen entsprechende Zulassungen ohne eingehende Untersuchung der Rückstände der Spritzmittel und deren Wechselwirkungen genehmigen. Es wird also auf das Abstimmungsverhalten der EU-Mitgliedsländer ankommen, ob Umwelt und Verbraucher vor den Risiken geschützt werden. In Deutschland ist Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) für dieses Thema verantwortlich. Sein Ministerium hat sich in den letzten Jahren bei entsprechenden Abstimmungen enthalten, wodurch der Weg für die EU-Kommission frei gemacht wurde, die Importe zu genehmigen. Testbiotech fordert den Minister auf, sich bei den jetzt anstehenden Abstimmungen klar zu positionieren und mit Nein zu stimmen.

Tatsächlich ist zu erwarten, dass Probleme mit der Herbizidbelastung von Gentechnik-Pflanzen zunehmen werden. 2016 wurde dem Monsanto-Konzern ein europäisches Patent auf Gentechnik-Pflanzen erteilt, die gegen extrem hohe Mengen von Glyphosat resistent gemacht wurden. Das Patent erstreckt sich auf Weizen, Mais, Roggen, Reis, Hafer, Gerste, Rasengras, Sorghum, Hirse, Zuckerrohr, Tomaten, Kartoffeln, Soja, Baumwolle, Raps, Sonnenblume und Luzerne. Während in Deutschland die maximal zulässige Glyphosatmenge pro Hektar bei 3,6 kg/Jahr liegt, sollen zukünftig beim Anbau dieser Gentechnik-Pflanzen fast 18 kg Glyphosat pro Hektar und Jahr gesprüht werden. Entsprechend würde die Belastung für die Umwelt und die Konzentration der Rückstände in den Pflanzen ansteigen. Zugleich hat 2016 auch der Bayer-Konzern mehrere Patente auf Pflanzen mit Resistenzen gegen das von der Firma hergestellte Isoxaflutol erhalten.

Kontakt: 

Christoph Then, Testbiotech, Tel: 0151/54638040, info@testbiotech.org