Heute findet in Berlin eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zum Thema neue Gentechnikverfahren (Gene Editing) statt. Vor diesem Hintergrund verweist Testbiotech auf die aktuelle Studie eines Meinungsforschungsinstitutes, die im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) durchgeführt wurde. Demnach sprechen sich die Befragten mit großer Mehrheit (82 Prozent) für eine strikte Regulierung der neuen Gentechnik-Verfahren beziehungsweise eine umfassende Kennzeichnung aus. Zudem solle die Risikobewertung möglichst unabhängig von der Industrie sein. Gewünscht wird auch die Mitwirkung von Nichtregierungsorganisationen. Die Behauptung, dass es sich bei den neuen Verfahren nicht um Gentechnik handele, wird von den Befragten als ein Täuschungsmanöver der Industrie angesehen, die damit ihre wirtschaftlichen Interessen schützen wolle.
Bei der Studie handelt es sich nicht um eine übliche Meinungsumfrage. Da festgestellt wurde, dass zum Zeitpunkt der Erhebung nur etwa 14 Prozent der Bevölkerung überhaupt von den neuen Verfahren gehört hatten, wurde mit sogenannten Fokusgruppen gearbeitet. Diese wurden im Rahmen der Untersuchung zunächst über das Thema informiert.
„Die Ergebnisse dieser Studie sind deswegen so interessant, weil hier Personen ohne eine vorgefasste Meinung zu Wort kamen. Weder kritische Umweltorganisationen noch die meist positive Berichterstattung in den Medien oder die Verlautbarungen der Industrie hatten Einfluss auf das Ergebnis“, sagt Christoph Then für Testbiotech.
Das Ergebnis der Studie steht im Gegensatz zum Umgang des BMEL und der zuständigen Bundesbehörde mit diesem Thema. Dort war man von Anfang an darauf bedacht, nicht von neuen Gentechnikverfahren, sondern von „neuen Züchtungsverfahren“ oder „neuen molekularbiologischen Techniken“ zu sprechen. So soll der Eindruck erweckt werden, dass es sich bei den neuen Technologien nicht um Gentechnik handele. Jüngst hat sich der Abteilungsleiter des zuständigen Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Detlef Bartsch, mit Nachdruck für den Einsatz der Verfahren und eine Abschwächung des Vorsorgeprinzips ausgesprochen. Nichtregierungsorganisationen sollten seiner Meinung nach dafür verantwortlich gemacht werden, wenn es zu Verzögerungen bei der Einführung der neuen Gentechnikverfahren komme.
Bartsch, der wegen seiner industriefreundlichen Haltung schon früher in die Kritik geraten war, stellt heute auf der Konferenz des BMEL einen Bericht seiner Behörde vor, in dem es insbesondere um die Risiken der neuen Gentechnikverfahren geht. Testbiotech kritisiert diesen Bericht des BVL und spricht von einer Verharmlosung der Risiken:
„Das BVL hat in seiner Studie nur einen kleinen Ausschnitt der aktuellen Erkenntnisse berücksichtigt. Das führt dazu, dass die Risiken nur unzureichend dargestellt und verharmlost werden. Wir hatten das BVL auf Mängel aufmerksam gemacht und einen weitergehenden Bericht zur Verfügung gestellt, ohne dass dies aber zu wesentlichen Änderungen geführt hätte“, sagt Christoph Then für Testbiotech.
Christoph Then, Tel 0151 54638040 info@testbiotech.org
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