Gates-Stiftung lobbyiert für Einsatz von Gentechnik-Mücken mit ‚Gene Drive‘

Dokumente zeigen verdeckte Beeinflussung einer internationalen UN-Konferenz
Montag, 4. December 2017

Wie heute veröffentlichte Dokumente zeigen, findet derzeit hinter den Kulissen eine internationale Kampagne mit dem Ziel statt, Freisetzungen gentechnisch veränderter Insekten und Säugetiere den Weg zu bereiten, die mit sogenannten Gene Drives ausgestattet sind. Besonders aktiv ist hier die Bill & Melinda Gates-Stiftung. Diese hat unter anderem eine Spezialagentur (Emerging Ag) damit beauftragt, Einfluss auf die öffentliche Meinung und die Ausgestaltung künftiger Regelungen zu nehmen.

Gene Drives sollen die Ausbreitung künstlicher Gene in natürlichen Populationen erheblich beschleunigen. Ein Ziel kann die Ausrottung bestimmter Arten sein. Diese Technologie ist äußerst fehleranfällig und insbesondere ihre Langzeitfolgen sind nicht vorhersagbar. Selbst im Labor zeigt sich, dass die Verfahren nicht so funktionieren, wie ursprünglich erwartet. Viele Experten warnen vor einem übereilten Einsatz.

Im Zentrum der Aktivität der Lobby-Kampagne steht eine internationale Expertenkonferenz, die im Rahmen des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) veranstaltet wird und ab morgen in Montreal (Kanada) tagt. An der Konferenz nehmen auch Experten teil, die u.a. von der Gates-Stiftung gefördert werden, um gentechnisch veränderte Mücken mit Gene Drives zu entwickeln. Diese risikobehafteten Insekten sollen zur Bekämpfung von Malaria freigesetzt werden.

Aus diesem Anlass werden heute Dokumente veröffentlicht, die von der Organisation Prickly Research recherchiert wurden und an deren Analyse Testbiotech beteiligt war. Diese Dokumente zeigen ein weit verzweigtes Netzwerk, zu dem unter anderem Lobby-Organisationen, akademische Einrichtungen und Mitarbeiter von Behörden gehören. Zuletzt versuchte dieses Netzwerk, das Ergebnis eines Online-Diskussionsforums zu beeinflussen, das der Vorbereitung des Treffens in Montreal diente.

„Wenn sich die Gates-Stiftung speziell für die risikobehafteten Gene Drives interessiert, sollte sie sich für Transparenz, eine breite öffentliche Diskussion und eine unabhängige Prüfung der Risiken einsetzen“, sagt Christoph Then, der für Testbiotech und das European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER) an der Konferenz teilnimmt. „Eine verdeckte Beeinflussung der öffentlichen Meinung ist nicht im Interesse des Allgemeinwohls, das die Stiftung angeblich fördern will.“

Die veröffentlichten Dokumente zeigen auch ein starkes Interesse des US-Militärs an der Entwicklung von Gene Drives. Gefördert werden u.a. Projekte zur Charakterisierung von Gene Drives sowie die Anwendung der Technologie bei Nagetieren wie Ratten und Mäusen. Mit welchem Ziel diese Projekte letztlich verfolgt werden, ist unklar. Bei Gene Drives besteht ein generelles Missbrauchsrisiko, da diese möglicherweise auch dazu verwendet werden könnten, um biologische Waffen zu entwickeln.

Kontakt: 

Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org