Die Organisationen Testbiotech und GeneWatch UK haben die Europäische Kommission aufgefordert, die Zulassung eines gentechnisch veränderten Mais der Firma Monsanto (MON89034 x MON88017) überprüfen zu lassen. Der Mais, der in den USA unter dem Markennamen „Genuity VT Triple PRO Corn” verkauft wird, war am 17. Juni 2011 von der Europäischen Kommission als Lebens- und Futtermittel zugelassen worden. Der gentechnisch manipulierte Mais produziert eine Mischung aus drei verschiedenen Insektengiften, von denen eines künstlich hergestellt worden ist. Zudem sind die Pflanzen unempfindlich gegenüber dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat (bekannt als Roundup).
Die Organisationen beantragen eine Überprüfung der Marktzulassung unter Berufung auf Artikel 10 der EU-Verordnung 1367/2006. Da weder die in der EU festgelegten Standards zum Schutz der Umwelt und Verbraucher noch die Vorschriften für die Überwachung möglicher gesundheitlicher Schäden beachtet worden seien, müsse die Marktzulassung widerrufen werden.
„Dieser Mais produziert eine besondere Mischung von Insektengiften. Die Pflanzen enthalten ein synthetisches Gift, das wesentlich toxischer sein könnte als die natürlichen Varianten. Es kann zu Wechselwirkungen mit den anderen Insektengiften und Rückständen des Unkrautvernichtungsmittels kommen“, sagt Helen Wallace von GeneWatch UK. „All diese Risiken betreffen Umwelt und Verbraucher. Trotzdem wurden sie vor der Zulassung der Pflanzen nicht gründlich untersucht.“
Statt in Fütterungsversuchen die gesundheitlichen Risiken zu überprüfen, wurde lediglich in einem Kurzzeitversuch die Futterverwertung an Geflügel getestet. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat außerdem versäumt, die Rückstände von Unkrautvernichtungsmitteln zu bewerten.
Weiterhin wurden Vorschriften für die Überwachung möglicher Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit nicht beachtet: „Es fehlt ein Überwachungsplan, mit dem mögliche gesundheitliche Auswirkungen identifiziert werden können, die sich auf die Verwendung dieser gentechnisch veränderten Pflanzen in Lebens- und Futtermittel zurückführen lassen. Es gibt nicht einmal verlässliche Methoden, um den Gehalt an Insektengift in den Pflanzen eindeutig bestimmen zu können“, sagt Christoph Then von Testbiotech.
Nach Ansicht der beiden Organisationen ist dieser Fall von grundsätzlicher Bedeutung für die Prüfrichtlinien der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, über deren Festlegung in gesetzlichen Standards derzeit beraten wird. Er zeigt, dass es noch erheblicher Verbesserungen bedarf, um das Schutzniveau für Umwelt und Verbraucher zu erreichen, das in den EU-Rahmenrichtlinien vorgeschrieben ist. Da es sich hier um einen Präzedenzfall handelt, ist auch ein Gang vor den Europäischen Gerichtshof denkbar, sollte der Antrag auf Überprüfung von der Kommission abgelehnt werden.
Derzeit erreichen gentechnisch veränderte Pflanzen den europäischen Markt vor allem über Tierfutter aus gentechnisch veränderter Soja, das in Nord- und Südamerika produziert wird. Gentechnisch veränderter Mais, der ein Insektengift produziert, wird derzeit auch in Spanien angebaut. Verschiedene sogenannte „Stacked Events“, das heißt gentechnisch veränderte Pflanzen, in denen mehrere Gene für Insektengifte und Resistenzen gegenüber Unkrautvernichtungsmitteln kombiniert wurden, stehen derzeit zur Zulassung in Europa an.
Herbizidresistente „Superunkräuter“ werden in den Anbauländern gentechnisch veränderter Pflanzen zunehmend zum Problem. Da immer mehr Schadinsekten inzwischen unempfindlich gegenüber den in den Pflanzen produzierten Insektengiften sind, baut man immer mehr zusätzliche Gene in die Pflanzen ein. Gleichzeitig werden neue Risiken bekannt: So ist nach einer aktuellen Studie aus Kanada zu befürchten, dass die in den Pflanzen produzierten Insektengifte bei der Verdauung im menschlichen Körper nicht abgebaut werden.
Christoph Then, + 49 151 54638040, info@testbiotech.org.
Helen Wallace, + 44 7903 311584, helen.wallace@genewatch.org
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