Unerwünschte Inhaltstoffe in 'Gen-Soja'

EU-Lebensmittelbehörde EFSA für Zulassung in Lebens- und Futtermitteln
Donnerstag, 11. August 2011
München/Parma

Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA befürwortet in aktuellen Stellungnahmen die Zulassung von zwei neuen Varianten gentechnisch veränderter Sojabohnen. Es handelt sich um die ersten Fälle, bei denen auch die EFSA davon ausgeht, dass der Stoffwechsel der Pflanzen ungewollte Veränderungen aufweist: Bei Soja 356043 der Firma Dupont/Pioneer wurden zu hohe Gehalte an verschiedenen Fett- und Aminosäuren festgestellt, bei Soja MON87701 der Firma Monsanto hat sich durch den Eingriff in das Genom der Pflanzen der Vitamin-E-Gehalt in den Pflanzen verändert.

Die gentechnischen Eingriffe zielten auf ganz andere neue Merkmale der Pflanzen: Die Firma Dupont/Pioneer hat Soja mittels Gentechnik resistent gegenüber zwei Unkrautvernichtungs¬mitteln (Glyphosat und ALS-Inhibitoren) gemacht, die Sojapflanzen der Firma Monsanto produzieren ein Insektengift. Im Juli 2011 hat die EFSA beiden Anmeldungen ein positives Gutachten ausgestellt. Damit könnten Produkte aus diesen Pflanzen schon bald als Lebens- und als Futtermittel in der EU eingesetzt werden. Die Mitgliedsländer und die Europäische Kommission können die Zulassung noch verhindern.

Für Testbiotech zeigen diese Fälle grundsätzliche Probleme der Agrogentechnik und der Risikobewertung durch die EFSA auf: „Die Gene werden per Schrotschussverfahren ungezielt ins Erbgut eingeschleust und ihre Aktivität wird technisch erzwungen. Ungewollte Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Pflanzen lassen sich nicht vorhersagen und nicht verhindern. Gentechnisch veränderte Pflanzen weisen deshalb spezifische und andere Risiken auf als Pflanzen aus konventioneller Zucht“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Die EFSA geht bei ihrer Prüfung aber von einer Gleichwertigkeit aus.“

Die EFSA bezieht sich bei ihren Bewertungen auf Daten aus Freisetzungsversuchen der Industrie. Dabei fielen bereits verschiedene ungewollte Veränderungen im Stoffwechsel der Pflanzen auf. Um das tatsächliche Risikopotenzial besser abschätzen zu können, hätten die genetische Stabilität und die Veränderungen der Inhaltsstoffe dieser Pflanzen unter definierten Umweltbedingungen in einem Stresstest untersucht werden müssen. Bei Soja sind eingehende Untersuchungen der Inhaltsstoffe der Pflanzen besonders wichtig, weil sie bereits von Natur aus Allergene und hormonell wirksame Substanzen produzieren. Erhöht sich der Gehalt an diesen Stoffen, kann das erhebliche Folgen für die Gesundheit von Mensch und Tier haben.

Zudem bergen die in die Pflanzen eingebauten Genkonstrukte nicht unerhebliche Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier: Durch das Insektengift Cry1Ac in der Monsanto-Soja können Immunreaktionen wie Allergien erheblich verstärkt werden. Trotz entsprechender Bedenken von Experten der Mitgliedsländer, die unter anderem auf Befunde aus Blutuntersuchungen verweisen, verlangte die EFSA keine weiteren Unter¬suchungen. In den Sojabohnen von Dupont/Pioneer müssen die Verbraucher mit einer neuartigen Gruppe von Rückständen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat rechnen, die ähnlich giftig sind wie das Spritzmittel selbst. Neuere Untersuchungen zeigen, dass bei Glyphosat und Handelsprodukten wie „Roundup“ wohl ein größeres Risiko für die Gesundheit von Mensch und Tier besteht, als bisher angenommen wurde.

Kontakt: 

Dr. Christoph Then, Tel 015154638040, info@testbiotech.org, www.testbiotech.org