Die Vorsitzende des Verwaltungsrates der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, Diána Bánáti, ist von ihrem Amt zurückgetreten und wird statt dessen als Vorsitzende zum International Life Sciences Institute (ILSI) gehen, das von der Lebensmittel- und der Agrochemieindustrie finanziert wird.
Frau Bánáti war schon seit September 2010 in der Kritik, weil sie gleichzeitig zu Ihrer Aufgabe bei der EFSA auch Mitglied des Verwaltungsrates von ILSI war. Nachdem Frau Bánáti auf diesen Posten bei ILSI verzichtet hatte, wurde sie im Oktober 2011 wieder als Vorsitzende des Verwaltungsrates der EFSA gewählt. Nun kehrt sie also offiziell zu ILSI Europa zurück.
Dieser direkte Wechsel von der EFSA zur Organisation der Lebensmittelindustrie wurde nur einen Tag vor einer wichtigen Abstimmung im Europäische Parlament bekannt. Morgen wird das Europäische Parlament über einen Antrag des Haushaltsauschusses des EP abstimmen, den Haushalt der EFSA aus dem Jahr 2010 nicht abzusegnen. Dabei folgte das Parlament den Empfehlungen des Haushaltsausschusses, der die EFSA wegen Interessenskonflikten und „Drehtüreffekten“ scharf kritisiert. Im Zentrum der Kritik stehen die Verbindungen der EFSA zum International Life Sciences Institute (ILSI), das von der Lebensmittel- und der Agrochemieindustrie finanziert wird. Enge Beziehungen zum ILSI wurden sowohl auf der Ebene des Verwaltungsrates als auch in Expertengremien wie in dem für Gentechnik, Lebensmittelzusatzstoffe und Pestizide nachgewiesen.
„Bei der EFSA sind grundsätzliche Änderungen nötig. Die internen Kontrollmechanismen haben bisher weitgehend versagt. Eine Ursache dafür ist die industrienahe Besetzung des Verwaltungsrates, der die EFSA kontrollieren und über ihre Unabhängigkeit wachen soll. Bisher hat die Industrie viel zu viel Einfluss auf dieses wichtige Gremium. Ihre Vertreter sollten vom Verwaltungsrat ausgeschlossen werden, um der EFSA eine echte Chance zur Veränderung zu geben“, sagt Christoph Then von Testbiotech.
Gerade hat die EU-Kommission eine ehemalige Mitarbeiterin von Monsanto und derzeitige Cheflobbyistin der europäischen Lebensmittelindustrie als neues Verwaltungsratsmitglied der EFSA vorgeschlagen. Dies wurde sowohl von verschiedenen Organisationen als auch vom Europäischen Parlament kritisiert. Demnächst müssen die Mitgliedsstaaten über die Empfehlung abstimmen. Bei den EU-Vorschriften für die EFSA, die im Laufe dieses Jahres überarbeitet werden sollen, fordert Testbiotech grundsätzliche Änderungen. So sollten Lobbyisten der Industrie künftig komplett vom Verwaltungsrat der EFSA ausgeschlossen und deutlich mehr Vertreter von Verbraucher- und Umweltverbänden in den Verwaltungsrat berufen werden.
Christoph Then, Testbiotech, info@testbiotech.org, Tel. 0151-54638040, www.testbiotech.org
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Von EFSA zu ILSI.pdf | 254.07 KB |