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"Vielen Dank für Ihre Mail und die Bitte um Stellungnahme zum Thema unabhängige Risikoforschung.
Das ganze Thema ist, ziemlich komplex und insofern nur schwer in ein paar Sätze zu fassen. In aller Kürze versuche ich es einfach trotzdem.
Komplett unabhängige Behörden oder auch Wissenschaft gibt meiner Meinung nach nicht. Denn jedes Institut, Abteilung, Lehrstuhl oder jeder einzelne Wissenschaftler (oder eben auch NGO (-; ) hat immer auch Eigeninteressen. Ich erinnere mich noch gut an die Stellungnahme der Leopoldina zur Präimplantationsdiagnostik. Mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf Grund ihres Faches das nötige Wissen, aber eben auch ein eigenes Interesse an dem Thema hatten, stellten sich hin und meinten für „die Wissenschaft“ zu sprechen. Das geht aus meiner Sicht nun einmal gar nicht.
Offensichtliche Abhängigkeiten, wie bei der EFSA, müssen gestutzt werden. Da stimme ich vollkommen zu. Wo man genau die Grenze setzt, ist schwer zu sagen. Im Großen und Ganzen glaube ich aber, dass die deutschen Behörden relativ unabhängig agieren. Nicht vergessen darf man aber, dass die zugehörigen Ministerien immer auch ein Wörtchen mit zu reden haben und da kann sich die „Unabhängigkeit“ einer Behörde zwischen der einen oder anderen Regierung schon unterscheiden.
Mehr unabhängige Risikoforschung ist sicherlich gut. (Es muss dafür aber auch genügend Wissenschaftler geben – in der Nanotechnologie fehlen zum Beispiel Toxikologen). Ausgeschrieben und finanziert werden sollte dies zu einem Teil durch die Projektförderungen des Bundes. Nicht aus der Pflicht genommen werden darf aber auch die von der Technologie profitierende Industrie (wobei wir natürlich wieder bei der Frage der Unabhängigkeit wären). Auch sie muss zu Risikoforschung verpflichtet werden, entscheidend ist hierbei, dass alle wichtigen Daten der Studien öffentlich verfügbar und damit nachvollziehbar sind. Vergeben werden müssen die Fördermittel nach Relevanz und Exzellenz (es bringt uns wenig, wenn wir viele tolle Ergebnisse haben, diese aber wissenschaftlich angreifbar sind)."
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie