Das Europäische Patentamt hat erneut ein Patent erteilt, das gentechnisch veränderte Schimpansen und andere Affenarten umfasst. Das Patent mit der Kennzeichnung EP1364025 wurde am 31. Juli 2013 für die australische Firma Bionomics erteilt. Die Firma beansprucht Gene, die aus dem menschlichen Körper isoliert wurden und natürlicherweise die Entstehung von Krebs verhindern sollen. Laut Patent sollen diese Gene bei Schimpansen künstlich stillgelegt werden – die Tiere hätten dann ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Bionomics hält bereits drei weitere erteilte europäische Patente auf Schimpansen mit Störungen des Nervensystems.
„Bionomics hat über ein Dutzend Patentanträge eingereicht, in denen gentechnisch veränderte Schimpansen beansprucht werden, die alle möglichen Krankheitssymptome zeigen sollen. Wir kennen kein anderes Unternehmen, das so viele dieser umstrittenen Patente beantragt hat. Bionomics gehen die Geschäfte anscheinend über alles. Dabei wird gerade von Menschenaffen angenommen, dass sie über ein menschenähnliches Bewusstsein verfügen“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Die Investoren von Bionomics, zu denen auch viele namhafte Banken gehören, müssen sich fragen lassen, warum sie nicht die Einhaltung ethischer Grenzen verlangen.“
Aktien von Bionomics werden in Australien an der Börse gehandelt. Die Homepage des Unternehmens nennt als Investoren u. a. die HSBC-Bank, UBS, JP Morgan, Citicorp und BNP Paribas.
Testbiotech kritisiert das Patent auch, weil es menschliche Gene als Erfindung beansprucht, die lediglich aus dem Körper isoliert wurden. Sogar der US Supreme Court hat jüngst derartige Patente verboten, da es sich hier um reine Entdeckungen handelt. Das Europäische Patentamt (EPA), das selbst an der Erteilung von Patenten verdient, ist in den letzten Jahren immer wieder wegen „Patenten auf Leben“ in die Kritik geraten. Seine Entscheidungen können allerdings nicht dem Europäischen Gerichtshof überprüft werden.
Testbiotech hatte jüngst zusammen mit verschiedenen anderen Organisationen Einsprüche gegen ähnliche Patente der US-Firmen Intrexon und Altor eingelegt. Die Einsprüche werden von mehr als 15 000 Menschen unterstützt. Inzwischen gibt es erste Erfolge: Intrexon hat angedeutet, dass die Firma ihre Ansprüche auf Menschenaffen aufgeben könnte. Allerdings pochen die Einsprechenden darauf, dass aus den Patenten von Intrexon alle Ansprüche auf gentechnisch veränderte Tiere gestrichen werden. Testbiotech prüft jetzt auch die Möglichkeiten, gegen das Patent von Bionomics vorzugehen.
Christoph Then, Testbiotech, Tel. 0151/54638040, info@testbiotech.org
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