Testbiotech EU-Gentechniknewsletter 2/2022 (August 2022)

Das Wichtigste

EU-Konsultation Neue Gentechnik / EFSA-Konsultation cisgene Pflanzen / Eier von CRISPR/Cas- Legehennen / Veränderungen einzelner Gene können Ökosysteme bedrohen / Mehr Schadinsekten durch transgene Sojabohnen / Gentechnikmais-Kontamination Brasilien

Aktuelle Themen und Aktivitäten

  • Konsultation der EU-Kommission: Einsatz von Neuer Gentechnik in der Landwirtschaft erfordert
  • Folgenabschätzung
  • Einseitige Fragen und falsche Annahmen: Wie EU-Kommission und EFSA eine
  • Deregulierung der Neuen Gentechnik vorbereiten
  • Schreiben der EU-Kommission zu CRISPR/Cas zeigt den Einfluss von Handelsinteressen und CETA Transgene Pflanzen: 2021 keine neuen Anträge auf EU-Zulassung
  • Risiken der Neuen Gentechnik: Warnung vor Deregulierung
  • CRISPR-Rinder in den USA zugelassen: EU könnte von Importen betroffen sein
  • EU-Kommission: Eier von CRISPR/Cas-Gentechnik-Hühnern sollen weder auf Risiken geprüft noch
  • gekennzeichnet werden
  • EU-Parlament gegen Importzulassungen von Gentechnik-Soja und -Baumwolle von BASF
  • Stellungnahme von Testbiotech zu Mais DP4114 x MON810 x MIR604 x NK603
  • Stellungnahme von Testbiotech zu Raps MON94100

Aktuelles aus der Wissenschaft

  • CRISPR-Tomaten produzieren Vitamin D
  • Mehr Schädlinge durch transgene Soja
  • Veränderung einzelner Gene kann ganze Ökosysteme gefährden
  • Gentechnik-Mais kontaminiert traditionelle Sorten in Brasilien

Neuigkeiten von der EFSA

  • Leitlinien für Risikobewertung von Synbio-Mikroorganismen
  • Bewertung von gentechnisch verändertem Mais MON 89034 × 1507 × MIR162 × NK603 × DAS-40278-9
  • Risikobewertung neuer bioinformatischen Informationen zu Soja 40-3-2
  • Bewertung bestehender Leitlinien für die Risikobewertung von Lebens- und Futtermitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen, die durch synthetische Biologie gewonnen wurden
  • Bericht zur Umweltüberwachung von Mais MON810 in der EU
  • Bewertung neuer Daten zu Baumwolle DAS-24236-5 × DAS-21Ø23-5
  • Bewertung der gentechnisch veränderten Soja A5547-127 (Wiederzulassung)
  • Konzeptpapiere
  • Risikobewertung neuer Sequenzierungsinformationen für die genetisch veränderte Zuckerrübe H7-1
  • Aktualisierung der Schlussfolgerungen der Umweltverträglichkeitsprüfung und der Risikomanagementempfehlungen der EFSA (2016) zu Teosinte in der EU
  • Stellungnahme zur Ergänzung des wissenschaftlichen Gutachtens zur Bewertung von gentechnisch verändertem Ölraps MS11

Neue EU-Zulassungen

  • EU-Kommission lässt vier gentechnisch veränderte Pflanzen zur Verwendung als Lebens- und Futtermittel zu

Aktuelle Themen und Aktivitäten

Konsultation der EU-Kommission: Einsatz von Neuer Gentechnik in der Landwirtschaft erfordert Folgenabschätzung
Testbiotech fordert eine umfassende Technikfolgenabschätzung des Einsatzes der Neuen Gentechnik (NGT) in der Landwirtschaft. Diese Forderung steht im Zentrum einer Eingabe zu einer öffentlichen Konsultation der EU-Kommission über die künftige Regulierung von Gentechnik-Pflanzen. Testbiotech warnt davor, dass die Kommission eine Absenkung der Standards für die Zulassungsprüfung plant, die einer Deregulierung gleichkommt. Zusätzlich soll die Einführung der Neuen Gentechnik in der Landwirtschaft durch gezielte Maßnahmen gefördert werden.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/neue-gentechnik-erfordert-folgenab...

Einseitige Fragen und falsche Annahmen: Wie EU-Kommission und EFSA eine Deregulierung der Neuen Gentechnik vorbereiten
Im Juni beteiligte sich Testbiotech an einer Konsultation der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) zu Richtlinien der Risikobewertung von ‚cisgenen‘ Pflanzen. Diese Pflanzen sind gentechnisch verändert, im Gegensatz zu transgenen Pflanzen sollen aber keine Gene von fremden Arten übertragen werden. In ihrem Entwurf schlägt die EFSA vor, zukünftig auch die meisten Anwendungen der Gen-Schere CRISPR/Cas in diese Kategorie einzuordnen. Daher ist die Konsultation auch von genereller Bedeutung für die Risikobewertung von Pflanzen aus Neuer Gentechnik (NGT). Die Art und Weise, wie die EFSA mit diesem Thema umgeht, erscheint aber völlig unzureichend.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/einseitige-fragen-und-falsche-anna...

Schreiben der EU-Kommission zu CRISPR/Cas zeigt den Einfluss von Handelsinteressen und CETA
Die EU-Kommission behauptet in einem Brief vom April 2022, dass ungewollte Effekte, die durch Anwendung der CRISPR/Cas-Technologie in Pflanzen verursacht werden, nicht mit neuen und spezifischen Risiken einhergehen würden. Der Brief ist eine Reaktion auf ein gemeinsames Schreiben der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Testbiotech. Nach der Analyse von Testbiotech steht die Behauptung der EU-Kommission nicht in Übereinstimmung mit den wissenschaftlichen Fakten, sondern ist ganz wesentlich von Handelsinteressen beeinflusst, wie sie insbesondere durch das Freihandelsabkommen CETA zum Ausdruck kommen.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/eu-kommission-politische-statement...

Transgene Pflanzen: 2021 keine neuen Anträge auf EU-Zulassung
2021 ging in der EU erstmals kein Antrag auf Neuzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen ein. Seit die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA im Jahr 2004 ihre Arbeit aufgenommen hat, wurden über 150 Anträge auf Marktzulassung von transgenen Pflanzen eingereicht, bis 2020 kamen jedes Jahr neue Anträge hinzu. Bereits in den letzten Jahren war deren Anzahl allerdings zurückgegangen. Mögliche Gründe für die Flaute bei den Anmeldungen: Der Anbau der transgenen Pflanzen stagniert in den meisten Anbauregionen, es gibt schon seit Jahrzehnten kaum Pflanzen mit wirklich neuen Eigenschaften. Viele Risikofragen sind nach wie vor ungeklärt.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/transgene-pflanzen-haben-ihre-zuku...

Risiken der Neuen Gentechnik: Warnung vor Deregulierung
Ein neuer Bericht von Testbiotech und dem Canadian Biotechnology Action Network (CBAN) erläutert die grundsätzlichen Unterschiede zwischen herkömmlicher Pflanzenzucht und Gentechnik und begründet, warum diese bei der Regulierung der Neuen Gentechnik berücksichtigt werden müssen.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/risiken-der-neuen-gentechnik

CRISPR-Rinder in den USA zugelassen: EU könnte von Importen betroffen sein
Im März hat die hat die US-Aufsichtsbehörde FDA (Food and Drug Administration) mit CRISPR/Cas veränderte Rinder, deren Haarwuchs verringert ist, zur landwirtschaftlichen Nutzung zugelassen. Das dünnere Fell soll helfen, die Anpassung der Tiere an höhere Temperaturen zu erleichtern und so u.a. schnellere Gewichtszunahmen ermöglichen. Doch die angeblichen Vorteile des Einsatzes der Gen-Schere sind fraglich. Die erwünschten Merkmale können auch mit konventioneller Zucht erreicht werden.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/crispr-rinder-in-den-usa-zugelassen

EU-Kommission: Eier von CRISPR/Cas-Gentechnik-Hühnern sollen weder auf Risiken geprüft noch gekennzeichnet werden
Eier und Legehennen, die von transgenen Hühnern abstammen, könnten in der EU ohne Zulassungsverfahren und ohne Kennzeichnung auf den Markt gelangen. Dies geht aus einem Schreiben der EU-Kommission an das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vom Juli 2021 hervor. Das Schreiben wurde durch eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bekannt. In Reaktion haben sich sich die AbL und Testbiotech in einem gemeinsamen Brief an die EU-Kommission gewendet und weisen darauf hin, dass eine Vermarktung der Eier ohne Risikoprüfung und Kennzeichnung gegen EU-Recht verstoßen würde.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/deregulierung-der-neuen-gentechnik...

EU-Parlament gegen Importzulassungen von Gentechnik-Soja und -Baumwolle von BASF
Das EU-Parlament hat sich in zwei Resolutionen gegen Importzulassungen für transgene Soja (GMB151) und Baumwolle (GHB614) der Firma BASF ausgesprochen. Die Pflanzen sind resistent gegen Herbizide wie Glyphosat und Isoxaflutol, die Soja produziert zudem ein Insektengift. In den Resolutionen werden als Gründe gegen die Zulassung unter anderem Schäden genannt, die der Anbau der Pflanzen in Ländern wie Brasilien verursachen kann. Das Parlament kritisiert auch die unzureichende Risikobewertung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/eu-parlament-gegen-importzulassung...

Stellungnahme von Testbiotech zu Mais DP4114 x MON810 x MIR604 x NK603
Im April kommentierte Testbiotech ein EFSA-Gutachten zu Mais DP4114 x MON810 x MIR604 x NK603 (Pioneer). Der Mais exprimiert mehrere Bt-Toxine (Cry1F, Cry34Ab1, Cry35Ab1, Cry1Ab, mCry3A) und ist tolerant gegenüber den Herbiziden Glufosinat und Glyphosat.
https://www.testbiotech.org/en/node/2911
EFSA-Gutachten: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7134

Stellungnahme von Testbiotech zu Raps MON94100
Im August kommentierte Testbiotech ein EFSA-Gutachten zu Raps MON94100, der tolerant gegen das Herbizid Dicamba ist.
https://www.testbiotech.org/content/testbiotech-comment-efsa-oilseed-rap...
EFSA-Gutachten: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7411

Aktuelles aus der Wissenschaft

CRISPR-Tomaten produzieren Vitamin D
Laut aktuellen Publikationen aus England und Südkorea ist es möglich, mit Hilfe von Neuer Gentechnik den Gehalt an Vitamin D in Tomaten zu erhöhen. Dazu wurden mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas genetische Anlagen ‚ausgeschaltet‘, die unter anderem für die Reaktion der Pflanzen auf Umweltstress wichtig sind. Die Tomaten reichern jetzt zwar Vitamin D3 an, sind infolgedessen aber möglicherweise auch anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/crispr-tomaten-produzieren-vitamin-d
Studie aus England: https://www.nature.com/articles/s41477-022-01154-6
Studie aus Südkorea (Preprint): https://www.researchsquare.com/article/rs-1403571/v1

Mehr Schädlinge durch transgene Soja
WissenschaftlerInnen aus Argentinien und Brasilien haben gezeigt, wie der Anbau von transgener Soja die Ausbreitung bestimmter Schmetterlingsraupen (Spodoptera cosmioides, black armyworm) fördert, die als Schädlinge gelten. Die Gentechnik-Soja ‚Intacta‘, die ursprünglich von Monsanto entwickelt wurde, ist resistent gegen Glyphosat und produziert ein Insektengift. Jetzt zeigt sich, dass die Kombination dieser Eigenschaften die Ausbreitung der Raupen begünstigt, die erhebliche Schäden in den Feldern verursachen können.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/mehr-schaedlinge-durch-transgene-soja
Publikation: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ps.6882

Veränderung einzelner Gene kann ganze Ökosysteme gefährden
In einer aktuellen Publikation werden Auswirkungen der Veränderung einzelner Gene auf die Nahrungsnetze und Ökosysteme dargelegt. Dazu wurden verschiedene genetische Varianten (Allele) der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana), die in den natürlichen Populationen gemischt vorkommen, voneinander getrennt angepflanzt. Dabei zeigte sich: Schon die Reduktion der Vielfalt in einem einzelnen Gen kann dazu führen, dass Arten, die mit den Pflanzen in Wechselwirkung stehen, aussterben. Die ForscherInnen sprechen deswegen von einem ‚Schlüsselgen‘.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/veraenderung-einzelner-gene-kann-g...
Publikation: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abf2232

Gentechnik-Mais kontaminiert traditionelle Sorten in Brasilien
In Brasilien sind traditionelle Maissorten in großem Maßstab mit Gentechnik-Konstrukten kontaminiert. Dies haben ExpertInnen der brasilianischen Agrarforschungsbehörde Embrapa in einer Studie nachgewiesen, die im Fachjournal Plants veröffentlicht wurde. Transgene fanden sich demnach in einem Drittel (34 Prozent) von rund 1.000 Proben, die in den Jahren 2018/19 und 2020/21 in Bundesstaaten im Osten und Nordosten des Landes genommen wurden.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/gentechnik-mais-kontaminiert-tradi...
Publikation: https://www.mdpi.com/2223-7747/11/5/603/htm

Neuigkeiten von der EFSA

Leitlinien für Risikobewertung von Synbio-Mikroorganismen
Am 16. August veröffentlichte die EFSA eine Bewertung der aktuellen Leitlinien für die Risikobewertung von Mikroorganismen, die durch synthetische Biologie erzeugt wurden. Die EFSA empfiehlt eine Aktualisierung ihrer Leitlinien in verschiedenen Bereichen:
- Organismenklassen (Bakteriophagen, Protisten/Mikroalgen),
- Exposition gegenüber Pflanzenschutzmitteln und Biostimulanzien,
- Xenobionten und
- Futtermittelzusatzstoffe für Insekten.
Darüber hinaus wird die Entwicklung von Risikobewertungsinstrumenten empfohlen bei der „Bewertung des Nährwerts von Biomassen, des Einflusses von Mikroorganismen auf das Darmmikrobiom und die Darmfunktion, des allergenen Potenzials neuartiger Proteine, der Auswirkungen des horizontalen Gentransfers und der potenziellen Risiken der Aufnahme lebender Zellen."
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7479

Bewertung von gentechnisch verändertem Mais MON 89034 × 1507 × MIR162 × NK603 × DAS-40278-9
Am 12. August veröffentlichte die EFSA ein Gutachten zu Mais MON 89034 × 1507 × MIR162 × NK603 × DAS-40278-9. Der Mais produziert die Bt-Toxine Cry1A.105, Cry2Ab2, Cry1F und Vip3Aa20 und ist tolerant gegenüber Glyphosat, Glufosinat, 2,4-D und Aryloxyphenoxypropionat (AOPP) enthaltenden Herbiziden. Die EFSA kommt zu dem Schluss, dass der "Mais und seine Unterkombinationen im Hinblick auf mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie auf die Umwelt ebenso sicher sind wie sein Nicht-GV-Vergleichsprodukt und die geprüften Nicht-GV-Maissorten."
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7451

Risikobewertung neuer bioinformatischen Informationen zu Soja 40-3-2
Am 22. Juli veröffentlichte die EFSA eine Bewertung neuer Sequenzdaten zur RoundupReady-Soja 40-3-2. Die neuen Daten zeigen Deletionen an den Insertionsstellen. Die EFSA stellte fest,
a) dass der Vergleich der Daten mit dem Referenzgenom nicht den Schluss zulässt, dass das Transformationsereignis zu einem Genverlust geführt hat;
b) dass die Transkriptomanalyse beim Vergleich von Soja 40-3-2 mit der am engsten verwandten konventionellen Sorte keine größeren Unterschiede in der Genexpression ergab, was darauf hindeute, dass die genetische Redundanz den potenziellen Genverlust ausgleichen kann;
c) Analysen der Zusammensetzung, sowie phänotypische und agronomische Daten, die vom GVO-Panel bereits in früheren Gutachten bewertet wurden, zeigen demnach keine Unterschiede zwischen Soja 40-3-2 und Vergleichssorten, was darauf hindeutet, dass der potenzielle Genverlust keine signifikante phänotyische Auswirkung haben dürfte.
Die EFSA kommt daher zu dem Schluss, dass die neuen Informationen nichts an den früheren Schlussfolgerungen der Behörde ändern.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7412

Bewertung bestehender Leitlinien für die Risikobewertung von Lebens- und Futtermitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen, die durch synthetische Biologie gewonnen wurden
Am 20. Juli veröffentlichte die EFSA eine Bewertung der derzeitigen Leitlinien für durch synthetische Biologie gewonnene Pflanzen. Die EFSA stellte keine neuen potenziellen Gefahren oder Risiken fest, kommt jedoch zu dem Schluss, dass die Leitlinien in einigen Bereichen möglicherweise aktualisiert werden müssen.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7410
Testbiotech hat sich an der Konsultation zum Entwurf des Gutachtens beteiligt. Auch wenn das endgültige Ergebnis nur teilweise die von Testbiotech vorgelegten Erkenntnisse widerspiegelt, ist es doch interessant, dass die EFSA zum ersten Mal zu dem Schluss kommt, dass die derzeitigen Leitlinien in einigen Fällen möglicherweise nicht ausreichen, um die Risiken von Pflanzen aus Neuer Gentechnik zu bewerten. Die Notwendigkeit, die Leitlinien weiterzuentwickeln, wurde auch für Fälle festgestellt, in denen keine zusätzlichen Gene eingefügt werden (SDN-1).

Bericht zur Umweltüberwachung von Mais MON810 in der EU
Am 6. Juli veröffentlichte die EFSA eine Bewertung des Überwachungsberichts zum Anbau von MON810-Mais in der EU. Wie in den vergangenen Jahren stellte die EFSA zahlreiche Mängel in dem Bericht fest und fordert eine Überarbeitung der Resistenzüberwachung. Außerdem empfiehlt die EFSA die Überarbeitung der Fragebögen für Landwirte.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7406

Bewertung neuer Daten zu Baumwolle DAS-24236-5 × DAS-21Ø23-5
Am 27. Juni veröffentlichte die EFSA einen Bericht über neue Sequenzdaten für Baumwolle DAS-24236-5 × DAS-21Ø23-5. Die Baumwolle produziert zwei Bt-Toxine (Cry1F und Cry1Ac) und ist tolerant gegenüber Herbiziden, die Glufosinat-Ammonium enthalten. Die EFSA kommt zu dem Schluss, dass die neuen Daten, die eine Aminosäuresubstitution in Cry1F und eine Veränderung in einem Nukleotid in der flankierenden Region von DAS-21Ø23-5 zeigen, keinen Anlass zu Sicherheitsbedenken geben.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7345

Bewertung der gentechnisch veränderten Soja A5547-127 (Wiederzulassung)
Am 20. Juni veröffentlichte die EFSA ein Gutachten zur Wiederzulassung der Glufosinat-toleranten Soja A5547-127. Das GVO-PAnel fand keine Hinweise auf neue Gefahren, eine veränderte Exposition oder wissenschaftliche Unsicherheiten, die die ursprüngliche Risikobewertung ändern würden.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7340

Konzeptpapiere
Am 31. Mai veröffentlichte die EFSA eine Reihe von Konzeptpapieren zu verschiedenen Aspekten künftiger Methoden der Risikobewertung. Einige der Ideen und Empfehlungen könnten auch für die GVO-Risikobewertung relevant werden:
- Risikobewertung der kombinierten Exposition gegenüber mehreren Chemikalien (RACEMiC): https://www.efsa.europa.eu/en/supporting/pub/e200504
- Neue Ansatzmethoden, https://www.efsa.europa.eu/en/supporting/pub/e200502
- Anwendung von Omics und bioinformatischen Ansätzen: https://www.efsa.europa.eu/en/supporting/pub/e200506

Risikobewertung neuer Sequenzierungsinformationen für die genetisch veränderte Zuckerrübe H7-1
Im Juni veröffentlichte die EFSA einen Bericht über neue molekulare Daten zu Zuckerrübe H7-1. Der Antragsteller hatte mehrere Nukleotidunterschiede im Vergleich zu der in früheren Anträgen vorgelegten Sequenz festgestellt. Die EFSA stellte fest, dass die Sequenzunterschiede höchstwahrscheinlich auf Sequenzierungsfehler in der ursprünglich gemeldeten Sequenz zurückzuführen seien und kommt zu dem Schluss, dass die Analysen keinen Anlass zu Sicherheitsproblemen gaben.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7354

Aktualisierung der Schlussfolgerungen der Umweltverträglichkeitsprüfung und der Risikomanagementempfehlungen der EFSA (2016) zu Teosinte in der EU
Im April veröffentlichte die EFSA eine aktualisierte Umweltrisikobewertung zu Teosinte. Teosinte stammt ursprünglich aus Lateinamerika und ist der wilde Vorfahre des Mais. Seit einigen Jahren wird Teosinte in Maisfeldern in Spanien und Frankreich gefunden. Auf Ersuchen der Europäischen Kommission bewertete die EFSA, ob ihre früheren Schlussfolgerungen weiterhin gültig sind. Die EFSA kommt zu dem Schluss, dass ihre frühere Bewertung aus dem Jahr 2016 weiterhin gültig ist, mit Ausnahme der Empfehlungen für den Einsatz von Glyphosat bei Mais GA21.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7228

Stellungnahme zur Ergänzung des wissenschaftlichen Gutachtens zur Bewertung von gentechnisch verändertem Ölraps MS11
Im März veröffentlichte die EFSA eine Stellungnahme zur Ergänzung eines früheren Gutachtens zu Ölraps MS11. Die frühere Bewertung konnte aufgrund des Fehlens eines geeigneten Datensatzes zu Pflanzeninhaltsstoffen nicht abgeschlossen werden. Die vom Antragsteller vorgelegten zusätzlichen Daten wurden von der EFSA als ungeeignet erachtet, weshalb das GVO-Panel nach eigenen Angaben immer noch nicht in der Lage ist, eine Schlussfolgerung zur Analyse der Inhaltsstoffe und zur toxikologischen, allergenen oder ernährungswissenschaftlichen Bewertung von Raps MS11 zu ziehen.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7190

Neue EU-Zulassungen

EU-Kommission lässt vier gentechnisch veränderte Pflanzen zur Verwendung als Lebens- und Futtermittel zu
Am 31. März gab die EU-Kommission bekannt, dass sie Zulassungen für Baumwolle GHB811, Sojabohnen GMB151 und Raps 73496 für den Import erteilt und die Zulassung für Baumwolle GHB614 erneuert hat.
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/mex_22_2204
Dokumente:
Baumwolle GHB811: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/PDF/?uri=CELEX:32022D0530
Soja GMB151: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/PDF/?uri=CELEX:32022D0531
Raps 73496: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/PDF/?uri=CELEX:32022D0529

PDF-Version