Das Wichtigste
EFSA verteidigt Zulassungsprüfung von Gentechnik-Pflanzen / Verfahren der Neuen Gentechnik gehen mit vielen Risiken einher / EU-Kommission lässt Soja MON 87708 x MON 89788 x A5547-127 zu
Aktuelle Themen und Aktivitäten
- Lobbyveranstaltung im Kleid der Wissenschaft
- EFSA verteidigt Zulassungsprüfung von Gentechnik-Pflanzen
- Gentechnisch veränderte Mikroorganismen auf dem Vormarsch – Mögliche Anwendungen umfassen Mensch, Tier, Pflanze und Ökosysteme
- Doppelte Sicherheitsstandards bei der Zulassungsprüfung von Gentechnik-Soja
- Testbiotech-Kommentar zur Wiederzulassung von gentechnisch verändertem Raps GT73 (Bayer/Monsanto)
- Testbiotech-Kommentar zur EFSA-Bewertung von gentechnisch verändertem Mais MZIR098 (Syngenta)
Aktuelles aus der Wissenschaft
- Neue Gentechnik: Cibus-Raps ist identifizierbar und unterscheidbar
- Verfahren der Neuen Gentechnik gehen mit vielen Risiken einher
- Bienen mit ‚indirekter‘ Gentechnik
Neuigkeiten von der EFSA
- Umweltmonitoring-Bericht 2018 zum Anbau von gentechnisch verändertem Mais MON 810 in der EU
- Berichte über Aktivitäten zur Bewertung von Toxizitätsstudien
- Ergänzung des wissenschaftlichen Gutachtens der EFSA zum Antrag auf Inverkehrbringung von Raps Ms8 × Rf3 × GT73 und Unterkombinationen
- Bewertung von Soja MON 87705 × MON 87708 × MON 89788 als Lebens- und Futtermittel
- Bewertung von gentechnisch verändertem Raps MS11 als Lebens- und Futtermittel
Neue EU-Zulassungen
- EU-Kommission lässt Soja MON 87708 x MON 89788 x A5547-127 zu
Aktuelle Themen und Aktivitäten
Lobbyveranstaltung im Kleid der Wissenschaft
Im Oktober veranstalteten die Deutsche Akademie der Naturforscher, Leopoldina, und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine virtuelle Konferenz zum Thema Neue Gentechnik. Die OrganisatorInnen präsentierten dabei eine Stellungnanhme zu Neuer Gentechnik (auch Genome Editing genannt) und Pflanzenzüchtung. Die AutorInnen behaupten, dass mit der Anwendung der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung keine spezifischen Risiken verbunden seien, und fordern Änderungen der EU-Gentechnikgesetze. Im Vorfeld der Konferenz hatte Testbiotech einen Brief an den Präsidenten der Leopoldina, Prof. Dr. Gerald Haug, geschickt, in dem kritische Fragen im Zusammenhang mit der Erklärung aufgeworfen werden. So haben beispielsweise mehrere der beteiligten ExpertInnen selbst Patentanmeldungen im Bereich der Gentechnik eingereicht. Einige von ihnen arbeiten auch mit Firmen wie Bayer zusammen.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/lobbyveranstaltung-im-kleid-der-wi...
EFSA verteidigt Zulassungsprüfung von Gentechnik-Pflanzen
Im Juli befasste sich die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA in einem Bericht mit den Ergebnissen des Forschungsprojektes RAGES (Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Organismen in der EU und der Schweiz). Der Bericht wurde im Auftrag der EU-Kommission erstellt. Wie zu erwarten, verteidigt die EFSA ihre derzeitige Praxis der Risikoprüfung von gentechnisch veränderten Pflanzen, obwohl RAGES deutliche Defizite aufzeigte. Testbiotech war an der Durchführung von RAGES maßgeblich beteiligt und begrüßt, dass die EFSA jetzt ihren Bericht dazu vorgelegt hat. Nach Ansicht von Testbiotech zeigt sich darin die grundsätzliche Bereitschaft der Behörde und der EU-Kommission zu einer Diskussion über die derzeitigen Standards der Zulassungsprüfung. Testbiotech sieht im Bericht der EFSA keinen Schlussstrich in der Debatte, sondern wird sich eingehend mit den verschiedenen Punkten befassen.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/efsa-verteidigt-zulassungspruefung...
Gentechnisch veränderte Mikroorganismen auf dem Vormarsch – Mögliche Anwendungen umfassen Mensch, Tier, Pflanze und Ökosysteme
Im Juli veröffentlichte Testbiotech eine Antwort auf eine von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) durchgeführte öffentliche Konsultation zu gentechnisch veränderten Mikroorganismen. Gearbeitet wird beispielsweise an Mikroorganismen, die im Darm von Mensch und Bienen vorkommen, in oder auf Pflanzen angesiedelt sind oder im Boden leben. Geforscht wird aber auch an krankmachenden Viren, mikrobiellen Pilzen und Bakterien, um diese u.a. als Impfstoffe, Pestizide oder auch für militärische Zwecke zu nutzen.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/gentechnisch-veraenderte-mikroorga...
Beitrag von Testbiotech zur EFSA-Konsultation: https://www.testbiotech.org/content/testbiotech-input-efsa-consultation-...
Doppelte Sicherheitsstandards bei der Zulassungsprüfung von Gentechnik-Soja
Im Mai veröffentlichte Testbiotech einen Brief an die EU-Kommission bezüglich der Erneuerung von zwei Marktzulassungen für gentechnisch veränderte Sojabohnen von Bayer. Die Sojabohnen (MON89788 und A2704-12) sind gegen Anwendungen der Herbizide Glyphosat bzw. Glufosinat resistent. Testbiotech hat die Kommission gebeten, die Entscheidung zur Erneuerung der Marktzulassung zurückzuziehen, da die mit den gentechnisch veränderten Sojabohnen verbundenen Risiken nicht nach den geltenden EU-Normen bewertet wurden. Höhere Standards in der EU-Risikobewertung von GV-Anlagen traten Ende 2013 in Kraft. Unter anderem werden 90-Tage-Fütterungsstudien gefordert. Zudem müssen Feldversuche mit den Pflanzen so durchgeführt werden, dass sie den tatsächlichen Anbaubedingungen entsprechen. Diese Anforderungen wurden in beiden Fällen nicht erfüllt.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/doppelte-sicherheitsstandards-bei-...
Testbiotech-Kommentar zur Wiederzulassung von gentechnisch verändertem Raps GT73 (Bayer/Monsanto)
Testbiotech veröffentlichte einen Kommentar zu einem Gutachten der EFSA zur Wiederzulassung von Raps GT73. Der Raps produziert zwei verschiedene Enzyme, die eine Resistenz gegen Glyphosat verleihen (CP4 EPSPS und GOX-Proteine).
https://www.testbiotech.org/node/2635
EFSA-Gutachten: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2020.6199
Testbiotech-Kommentar zur EFSA-Bewertung von gentechnisch verändertem Mais MZIR098 (Syngenta)
Testbiotech veröffentlichte einen Kommentar zum Gutachten der EFSA zu gentechnisch verändertem Mais MZIR098. Der insektentoxische und herbizidtolerante Mais produziert:
- das synthetische Bt-Toxin eCry3.1Ab (Fusion von modifiziertem Cry3A (mCry3A)-Gens und synthetischem Cry1Ab),
- das synthetische Bt-Toxin mCry3A (Pflanzencodon-optimiertes Cry3A),
- PAT, das eine Resistenz gegen den Herbizidwirkstoff Glufosinat-Ammonium verleiht.
https://www.testbiotech.org/node/2625
EFSA-Gutachten: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2020.6171
Aktuelles aus der Wissenschaft
Neue Gentechnik: Cibus-Raps ist identifizierbar und unterscheidbar
Eine aktuelle Publikation über ein Nachweisverfahren für Raps der US-Firma Cibus zeigt, dass dieser von anderen Rapssorten unterscheidbar ist. Bislang wurde oft das Gegenteil angenommen. Der Raps von Cibus ist gegen ein Herbizid resistent gemacht, gegen das auch Raps der Firma BASF unempfindlich ist. Während BASF behauptet, dass ihr Raps aus herkömmlichen ‚Zufallsmutationen‘ entstanden sei, hatte die Firma Cibus Versuche mit Neuer Gentechnik durchgeführt.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/neue-gentechnik-pflanzen-verwirrsp...
Publikation: https://www.mdpi.com/2304-8158/9/9/1245
Verfahren der Neuen Gentechnik gehen mit vielen Risiken einher
Eine neue wissenschaftliche Publikation, die im Fachjournal Environmental Sciences Europe erschienen ist, gibt einen Überblick über Risiken, die mit dem Einsatz von Verfahren des Genome Editing (Neue Gentechnik) bei Pflanzen und Tieren einhergehen. Es gibt ein breites Spektrum von unbeabsichtigten Veränderungen des Erbguts, die durch den Prozess des gentechnischen Eingriffs ausgelöst werden. Aber auch die beabsichtigten Eigenschaften, die durch Genome Editing entstehen, sind mit Risiken verbunden.
https://www.testbiotech.org/en/press-release/new-genetic-engineering-tec...
Publikation: https://link.springer.com/article/10.1186/s12302-020-00361-2
Bienen mit ‚indirekter‘ Gentechnik
US-ForscherInnen haben ein Patent auf Gentechnik-Bakterien angemeldet, das auch die Bienen umfasst, in deren Darm sie siedeln. Die Bakterien sollen laut Patentschrift molekulare Botenstoffe produzieren, die über die Artgrenzen hinweg in die Genregulation eingreifen können. Auf diese Weise werden die Bienen sozusagen ‚indirekt‘ gentechnisch verändert. Laut der US-Patentanmeldung (US 2019 / 0015528 A1) werden nicht nur die Bakterien, sondern auch die Bienen sowie alle anderen Insekten beansprucht, in deren Darm die Gentechnik-Bakterien zu finden sind. Einzelheiten zu den Forschungsergebnissen sind in einer Veröffentlichung in der Zeitschrift SCIENCE zu finden.
https://www.testbiotech.org/aktuelles/bienen-mit-indirekter-gentechnik
Publikation: https://doi.org/10.1126/science.aax9039
Neuigkeiten von der EFSA
Umweltmonitoring-Bericht 2018 zum Anbau von gentechnisch verändertem Mais MON 810 in der EU
Am 12. Oktober veröffentlichte die EFSA eine Bewertung des Berichts über die Umweltüberwachung des gentechnisch veränderten Maises MON 810 im Jahr 2018. Laut EFSA entkräften die im Bericht enthaltenen Informationen nicht frühere EFSA-Bewertungen zur Sicherheit von MON 810-Mais. Wie in den vergangenen Jahren stellte die EFSA jedoch gravierende Mängel fest, insbesondere hinsichtlich der Resistenzüberwachung.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2020.6245
Berichte über Aktivitäten zur Bewertung von Toxizitätsstudien
Die EFSA veröffentlichte zwei externe wissenschaftliche Berichte über die Analyse von toxikologischen Studien und Fütterungsstudien, die in Anträgen auf Marktzulassung von genetisch veränderten Pflanzen enthalten sind.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/sp.efsa.2020.EN-1912
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/sp.efsa.2020.EN-1857
Ergänzung des wissenschaftlichen Gutachtens der EFSA zum Antrag auf Inverkehrbringung von Raps Ms8 × Rf3 × GT73 und Unterkombinationen
Am 30. Juli veröffentlichte die EFSA ein zusätzliches Gutachten zu Raps Ms8 × Rf3 × GT73 und Unterkombinationen. Zuvor konnte die EFSA die Sicherheitsbewertung von proteinreichen Produkten wie Rapsprotein-Isolaten oder ähnlichen Produkten in Futtermitteln nicht abschließen. Im Auftrag der Europäischen Kommission bewertete das GVO-Panel nun eine 28-Tage-Toxizitätsstudie an Mäusen mit dem Protein Glyphosat-Oxidoreduktase (GOXv247). Daraufhin kam die EFSA zu dem Schluss, dass Lebens- und Futtermittel, die Raps Ms8 × Rf3 × GT73 und seine Unterkombinationen enthalten, sicher seien.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2020.6200
Bewertung von Soja MON 87705 × MON 87708 × MON 89788 als Lebens- und Futtermittel
Am 18. Mai veröffentlichte die EFSA ein Gutachten zu Soja MON 87705 × MON 87708 × MON 89788. Die Sojabohne produziert dsRNAs, die endogene FAD2- und FATB-Enzyme herunterregulieren und damit das Fettsäureprofil der Pflanzen verändern. Zugleich wurde die Soja gegen die Herbizide Glyphosat und Dicamba resistent gemacht. Das GVO-Panel stellte fest, dass der Antragsteller keine 90-Tage-Studie für Soja MON 87705 gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen vorgelegt hat. Daher sah sich die EFSA nicht in der Lage, die Risikobewertung von Soja MON 87705 × MON 87708 × MON 89788 abzuschließen.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2020.6111
Bewertung von gentechnisch verändertem Raps MS11 als Lebens- und Futtermittel
Am 14. Mai veröffentlichte die EFSA ein Gutachten zu männlich sterilem und Glufosinat-tolerantem Raps MS11. Da die Daten des Antragstellers unvollständig waren, konnte die EFSA die Analyse der Inhaltsstoffe, sowie die toxikologische, allergologische und ernährungsphysiologische Bewertung von Raps MS11 nicht abschließen.
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2020.6112
Neue EU-Zulassungen
EU-Kommission lässt Soja MON 87708 x MON 89788 x A5547-127 zu
Am 28. September genehmigte die EU-Kommission den Import der Soja MON 87708 x MON 89788 x A5547-127 als Lebens- und Futtermittel. Die Soja wurde gegen drei Gruppen von Herbiziden (Glyphosat, Glufosinat und Dicamba) resistent gemacht.
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/mex_20_1761
Kommentar von Testbiotech zu dieser Pflanze:
https://www.testbiotech.org/content/testbiotech-comment-efsa-assessment-...