Fast ein Dutzend Organisationen haben gemeinsam Einspruch gegen ein europäisches Patent (EP 1364025) der australischen Firma Bionomics eingelegt. Die Firma beansprucht Gene, die aus dem menschlichen Körper isoliert wurden und an der Entstehung von Krebs beteiligt sind. Laut Patent sollen mit diesen Genen Schimpansen und verschiedene andere Säugetierarten wie Schweine, Schafe, Hunde und Katzen manipuliert werden. Die Tiere hätten dann ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken und sollen in Tierversuchen eingesetzt werden. Bionomics hält bereits drei europäische Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen, weitere Patente sind angemeldet. Am Einspruch beteiligt sind die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, der Deutsche Tierschutzbund, das Gen-ethische Netzwerk (GeN), die Gesellschaft für ökologische Forschung, das Jane Goodall Institut – Deutschland, Kein Patent auf Leben!, Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner, die Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie (SAG), TASSO e. V., Testbiotech und die Wild Chimpanzee Foundation, Germany (WCF). Der Einspruch wird durch 15500 Unterschriften unterstützt.
„Vor 40 Jahren erschien die erste Publikation, die zeigte, dass es möglich ist, Säugetiere gentechnisch zu manipulieren. Die Zahl der Tiere, die im Bereich Gentechnik für Tierversuche verwendet wird, steigt seit Jahren an und hat 2012 in Deutschland fast die Zahl von einer Million erreicht. Zudem wurden in Europa bereits rund 1500 Patente auf gentechnisch veränderte Tiere erteilt. Diese Patente sind ein wirtschaftlicher Anreiz für immer mehr Tierversuche. Es ist höchste Zeit ist für einen Kurswechsel. Diese Patente müssen gestoppt werden. Wir verlangen Respekt im Umgang mit Tieren. Dies gilt ganz besonders für den Umgang mit Menschenaffen, von denen angenommen wird, dass sie über ein menschenähnliches Bewusstsein verfügen“, fordert Christoph Then von Testbiotech.
Bereits 2013 hatten die einsprechenden Organisationen gemeinsam einen Brief an Investoren von Bionomics gerichtet, in dem diese aufgefordert werden, für die Einhaltung ethischer Grenzen zu sorgen – bis jetzt ohne Reaktion. Unter den angeschriebenen Investoren befinden sich u.a. die HSBC-Bank, UBS, JP Morgan, Citicorp und BNP Paribas. Zuvor wurden bereits drei weitere Einsprüche gegen Patente auf Schimpansen und weitere Tierarten eingelegt, die für die Firmen Intrexon und Altor (beide USA) erteilt wurden. Diese Firmen haben inzwischen reagiert und wollen ihre Patentansprüche verteidigen. Es ist deswegen zu erwarten, dass es in diesen Fällen zu öffentlichen Anhörungen am Europäischen Patentamt kommen wird.
Der aktuelle Einspruch richtet sich auch gegen die Patentierung der menschlichen Gene, die nach Ansicht der einsprechenden Organisationen lediglich als Entdeckung angesehen werden können, aber nicht als Erfindung. Sogar der US Supreme Court hat jüngst Patente verboten, in denen aus dem menschlichen Körper isolierte Erbsubstanz als „Erfindung“ patentiert wurde.
Christoph Then, Testbiotech, Tel. 0151/54638040, info@testbiotech.org
Weitere Informationen zu den Organisationen:
www.albert-schweitzer-stiftung.de
www.gen-ethisches-netzwerk.de
www.gentechnologie.ch
www.janegoodall.de
www.keinpatent.de
www.oekologische-forschung.de
www.tasso.net
www.tierschutzbund.de
www.tierrechte.de
www.testbiotech.org
www.wildchimps.org
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PE Einspruch gegen Patent Bionomics.pdf | 769.22 KB |