Die EU-Kommission hat so viele gentechnisch veränderte Pflanzen für den EU-Import zugelassen wie nie zuvor an einem einzigen Tag. Am Freitag letzter Woche wurden neunzehn Pflanzen zugelassen, siebzehn können für Lebens- und Futtermittel verwendet werden, zwei Zulassungen betreffen Nelken. Zehn Zulassungen beziehen sich auf Neuanmeldungen, der Rest betrifft Verlängerungen bereits bestehender Zulassungen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der für die Nahrungsmittelproduktion in der EU zugelassenen Gentechnik-Pflanzen auf 58. Testbiotech plant eine Beschwerde gegen die Zulassung.
„Die Risiken der jeweiligen Pflanzen wurden nicht ausreichend erforscht. Kombinierte Auswirkungen auf die Gesundheit, die auftreten können, wenn die Pflanzen in Nahrungsmitteln gemischt werden, wurden sogar überhaupt nie untersucht“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Der laxe Umgang mit den Risiken dieser Pflanzen und deren massenhafte Zulassung führt zu stetig steigenden gesundheitlichen Risiken in der Nahrungsmittelproduktion.“
Die Risikobewertung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA wurde auch von Experten verschiedener EU-Mitgliedsländer kritisiert. Doch dies hatte keine Auswirkungen auf die Zulassungen. Stattdessen schlägt die EU-Kommission jetzt neue Regeln vor, die es einzelnen Mitgliedsländern erlauben sollen, den Import von Gentechnikpflanzen zu verbieten. Den Mitgliedsländern soll dabei allerdings ausdrücklich untersagt werden, ihren Importstopp beispielsweise mit gesundheitlichen Risiken zu begründen. Damit könnten entsprechende Importverbote in Zukunft kaum gegen Klagen verteidigt werden.
Tatsächlich bestehen aber erhebliche Unsicherheiten bei der Risikobewertung dieser Pflanzen. Einige Beispiele:
- Sieben der zehn Neuzulassungen betreffen Pflanzen, die unempfindlich gegen Unkrautvernichtungsmittel gemacht wurden. Diese Resistenzen erstrecken sich auf vier verschiedene Gruppen von Spritzmitteln. Doch die Rückstände der Herbizide und ihre möglichen Wechselwirkungen wurden bei der Risikobewertung nicht berücksichtigt.
- Bei drei der Gentechnik-Sojabohnen wurde die Zusammensetzung der Fettsäuren verändert. Diese Pflanzen sollen zum Teil angeblich förderlich für die Gesundheit sein, wurden aber nie auf ihre tatsächlichen Gesundheitseffekte getestet.
- Eine Maispflanze soll Trockenheit besser widerstehen können. In der Paxis zeigt sich allerdings kein Vorteil gegenüber ähnlichen, konventionell gezüchteten Maissorten. Dafür gibt es jedoch besondere Unsicherheiten in der Risikobewertung: Wie das aus Bakterien stammende Gen in den Pflanzen tatsächlich funktioniert, wird bislang nicht verstanden. Zudem weisen die Maispflanzen eine Resistenz gegen Antibiotika auf, obwohl derartige Eigenschaften laut EU-Regelwerk vermieden werden sollen.
- Testbiotech kritisiert insbesondere die Zulassung von Rapspflanzen der Firma Monsanto, von denen angenommen wird, dass sie sich bei Transportverlusten unkontrolliert in der Umwelt ausbreiten können.
Testbiotech plant eine Musterbeschwerde gegen die Entscheidung der EU-Kommission. Die Organisation hatte bereits in drei anderen Fällen offiziell Beschwerde eingelegt, ein Fall ist bereits beim Gerichtshof der Europäischen Union anhängig.
Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org
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