Der Mais von Monsanto produziert sechs verschiedene Insektengifte
Montag, 3. June 2013
München/Brüssel
Die EU-Kommission und die Repräsentanten der EU-Mitgliedsländer wollen am 10. Juni über die Zulassung von SmartStax, einem gentechnisch veränderten Mais für Futter- und Lebensmittel, beraten und werden voraussichtlich auch darüber abstimmen. Der gentechnisch veränderte Mais SmartStax der Firmen Monsanto und Dow AgroSciences produziert sechs verschiedene Insektengifte und ist gegenüber zwei Unkrautvernichtungsmitteln resistent. SmartStax wurde 2010 von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA positiv bewertet, obwohl die Dossiers der Industrie erhebliche Mängel aufweisen. So wurden Kombinationswirkungen der Toxine und der Spritzmittelrückstände nicht untersucht. Der Mais ist bislang nicht zugelassen. Testbiotech hatte im Dezember 2012 darauf aufmerksam gemacht, dass der Mais dennoch vermutlich illegal auf den EU-Markt gelangt. Statt die illegalen Importe zu stoppen, will die Kommission jetzt offensichtlich die Flucht nach vorn antreten und den Mais legalisieren.
„Das ist ein gravierender Verstoß gegen die Interessen der Verbraucher“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „EU Kommissar Tonio Borg sollte sich Gedanken darüber machen, vor welchen Karren er sich da spannen lässt. Kurz nachdem Monsanto angekündigt hat, in der EU keine neuen Gentechnik-Pflanzen mehr zu vermarkten, sollen ausgerechnet jetzt diese Giftpflanzen zugelassen werden?“
Testbiotech hatte bereits 2010 auf erhebliche Mängel bei der Risikobewertung von SmartStax aufmerksam gemacht und dabei auch Untersuchungsprotokolle der Industrie veröffentlicht, die der Organisation zugespielt worden waren. In der Folge wurde der Mais zwar nicht zugelassen, die EU ergriff aber auch keine Maßnahmen, den Import des Mais zu stoppen, der vor allem in den USA angebaut wird. Wie Testbiotech von Behörden und Labors erfahren hat, gibt es bisher kein praxistaugliches Nachweisverfahren für den Mais. Er kann deswegen mit anderen Gentechnik-Pflanzen verwechselt und auf diese Weise unerkannt in Verkehr gebracht werden. Deswegen hatte Testbiotech die EU-Kommission aufgefordert, aktiv zu werden, und hat inzwischen eine Beschwerde wegen der Untätigkeit der Kommission beim Europäischen Bürgerbeauftragten eingereicht. Dass der Gentechnik-Mais jetzt auf einmal doch zur Zulassung kommen soll, sieht Testbiotech als indirekte Bestätigung dafür, dass er tatsächlich bereits illegal importiert wurde.
Zusammen mit SmartStax sollen auch weitere Gentechnik-Mais-Varianten mit verschiedenen Gen-Kombination zugelassen werden. Genehmigt werden soll auch der Pollen von gentechnisch verändertem Mais MON810, obwohl es zu seinen Risiken keine spezifischen Untersuchungen gibt. Bisher war dieser Mais-Pollen, der auch schon in Lebensmitteln wie Honig entdeckt wurde, illegal.
Beim SmartStax werden verschiedene Insektengifte kombiniert, die ursprünglich nur in Bodenbakterien vorkommen. Er wird in den USA angebaut, weil sich dort die Schädlinge zunehmend an den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen anpassen, die lediglich einzelne Giftstoffe produzieren. Einer der sechs Giftstoffe (Cry1A105) in SmartStax ist künstlich aus verschiedenen Insektengiften synthetisiert, in der Natur finden sich keine entsprechenden Varianten des Gifts. Zusätzlich wurde er gegen die Spritzmittel Glyphosat (Marken wie Roundup) und Glufosinat (Marken wie Liberty) resistent gemacht. Die Risiken des „Gen-Kombi-Mais“ wurden nicht ausreichend untersucht. Beispielsweise wurden die Maiskörner lediglich über 42 Tage an Geflügel verfüttert, um deren Mastleistung zu prüfen. Dagegen wurden keine Ergebnisse von Fütterungsversuchen mit Körnern oder Pflanzen vorgelegt, in denen die gesundheitlichen Risiken untersucht wurden. Es gibt auch keine Untersuchungen zu den möglichen Kombinationswirkungen der Insektengifte mit den Rückständen der Unkrautvernichtungsmittel. Einige der von der Industrie vorgelegten Dossiers genügen nicht den üblichen wissenschaftlichen Standards. Im Ergebnis geht Testbiotech davon aus, dass die Risiken für Mensch und Umwelt nicht ausreichend untersucht wurden.
Testbiotech fordert daher eine erneute und umfassende Risikobewertung von SmartStax, einen Stopp der EU-Zulassung und wirksame Maßnahmen gegen Importe in die EU. Die Organisation startet heute eine E-mail Aktion, um die Marktzulassung von SmartStax zu verhindern.
Kontakt:
Dr. Christoph Then, Testbiotech, Tel 0151/54 63 80 40, info@testbiotech.org
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