Gentechnik-Mücken außer Kontrolle

Gentechnik-Insekten breiten sich in Brasilien aus
Mittwoch, 11. September 2019

Nach aktuellen Forschungsergebnissen haben Freisetzungsversuche mit Gentechnik-Mücken der Firma Oxitec (Intrexon) in Brasilien dazu geführt, dass sich diese unkontrolliert in der Umwelt ausbreiten. Die Ägyptischen Tigermücken (Aedes aegypti) sind gentechnisch so verändert, dass ihre Nachkommen nicht lebensfähig sind. Nach ihrer Freisetzung sollten sich diese mit wildlebenden weiblichen Mücken dieser Art paaren, die gefährliche Krankheiten wie Dengue-Fieber übertragen. Es war beabsichtigt, auf diese Weise die natürliche Mückenpopulation zu dezimieren. Doch die jetzt veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass viele Nachkommen der Gentechnik-Mücken überlebt haben und sich weiter ausbreiten. Nach den Erkenntnissen der ForscherInnen weisen in den betroffenen Regionen zwischen 10-60 Prozent der Mücken Teile des Erbgutes der freigesetzten Mücken auf. Deren Erbgut hat sich sogar in benachbarten Regionen ausgebreitet, in denen gar keine Freisetzungsversuche stattgefunden haben.

Die langfristigen Folgen bezüglich einer Verbreitung von Krankheiten, der Vermehrung der Mücken und der Wechselwirkungen mit der Umwelt können nicht abgeschätzt werden. Die für die Gentechnik-Versuche verwendeten Mücken stammen ursprünglich aus Kuba und Mexiko. Diese Laborstämme haben laut der Untersuchung Mischpopulationen mit den einheimischen Mücken gebildet, die offensichtlich über längere Zeiträume in der Umwelt überdauern können. Diese könnten die natürlichen Populationen der Art langfristig verdrängen und die mit der Mückenplage verbundenen Probleme sogar noch verschärfen.

„Die Versuche der Firma Oxitec haben zu einer weitgehend unkontrollierbaren Situation geführt. Die Firma hat ihre patentierten Mücken freigesetzt, obwohl bereits bekannt war, dass manche der Tiere durchaus in der Umwelt überleben können. Offensichtlich waren die Erwartungen der Investoren wichtiger als der Schutz von Mensch und Umwelt. Dabei können im schlimmsten Fall die Schäden weder durch Versicherungen abgedeckt noch durch Notfallmaßnahmen korrigiert werden“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Dieser Vorfall muss Folgen für den weiteren Einsatz der Gentechnik haben. Die Verhinderung einer Ausbreitung von Gentechnik-Organismen in natürlichen Populationen muss in Zukunft höchste Priorität haben.“

Tatsächlich planen verschiedene Forschungseinrichtungen die Schaffung von gentechnisch veränderten Bäumen, Bienen, Korallen, verschiedenen Insektenarten und anderen Organismen, die sich in natürlichen Populationen ausbreiten können. Die langfristigen Folgen derartiger Versuche wären nicht abschätzbar. Unerwartete Auswirkungen können die Ökosysteme erheblich stören und auch zum Aussterben von Arten führen. Testbiotech schlägt deswegen vor, neue Kriterien für die Sicherheitsbewertung von Versuchen mit Gentechnik-Organismen einzuführen, um deren Kontrollierbarkeit in der Umwelt zu überprüfen.

Kontakt: 

Christoph Then, info@testbiotech.de, Tel. 0151 54638040

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