In einem gemeinsamen Schreiben an EU-Kommissar Dalli legen Testbiotech und GeneWatch (UK) neue Belege dafür vor, dass die derzeitige Risikobewertung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA nicht ausreichend ist. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der Originaldokumente, die Monsanto für die Risikoprüfung des gentechnisch veränderten Maises Genuity VT Triple PRO eingereicht hat. Sie zeigt, dass wichtige Unterlagen nicht die üblichen wissenschaftlichen Standards (Good Laboratory Practice, GLP) erfüllen. Dies gibt Monsanto in dem Bericht über mögliche Kombinations¬wirkungen verschiedener Insektengifte, die in den Pflanzen produziert werden, sogar selbst zu: „Es bestand nicht die Absicht, diese Untersuchung in Übereinstimmung mit den Standards der Good Laboratory Practice (GLP) durchzuführen.” Trotzdem wurden die Daten von der EFSA akzeptiert und der gentechnisch veränderte Mais als sicher bewertet.
„Die EU schreibt in ihrer Verordnung ‚eine den höchstmöglichen Anforderungen standhaltende wissenschaftliche Bewertung’ vor. Dennoch akzeptierte die EFSA Daten zur Risikobewertung dieses zweifelhaften Produktes, die für keine wissenschaftliche Publikation ausgereicht hätten“, sagt Helen Wallace von GeneWatch (UK). „Das heißt: Die derzeitige Praxis der EFSA entspricht nicht den gesetzlichen Anforderungen.“
Die genaue Analyse der Prüfberichte wurde durchgeführt, nachdem die EU-Kommission eine offizielle Beschwerde von GeneWatch (UK) und Testbiotech gegen die Marktzulassung des Monsanto-Maises zurückgewiesen hatte. Der strittige Mais, auch unter dem Namen SynthiToxStax-Mais bekannt, ist eine Kombination aus zwei verschiedenen gentechnisch veränderten Pflanzen: MON89034X und MON88017. Die EU-Kommission ist der Auffassung, dass die Risikobewertung in Übereinstimmung mit den Bestimmungen der EU erfolgte.
Die tabellarische Übersicht, die heute an die EU-Kommission verschickt wird, zeigt jedoch das Gegenteil. Sie dokumentiert auch, dass sogar nach Äußerungen von EFSA Experten die derzeitige Risikobewertung auf einem fragwürdigen Konzept beruht: Die Überprüfung der „wesentlichen Gleichwertigkeit“ baut auf einem Vergleich gentechnisch veränderter Pflanzen und konventionell gezüchteter Pflanzen auf. Dieser Vergleich ist die Grundlage der EFSA-Prüfung. Wie jedoch die Äußerung eines führenden Experten des Gentechnik Gremiums der EFSA, Joe Perry, zeigt, ist dieser Vergleich wissenschaftlich schon deswegen nicht tragfähig, weil die EFSA dafür auch die die Verwendung der Daten des International Life Science Institute (ILSI) zulässt. In einer öffentlichen Anhörung der EFSA im März 2011 sagte Joe Perry: „Derzeit können wir der Datenbank von ILSI nicht trauen.“ Ausgerechnet die Angaben aus dieser Datenbank zog Monsanto dazu heran, die Sicherheit ihres SynthiToxStax-Mais zu belegen. ILSI ist bekannt für seine enge Verbindungen zur Agrogentechnikindustrie.
„Während inzwischen sogar Stellungnahmen von Experten der EFSA zeigen, dass die derzeitige Risikobewertung durch ihre Behörde nicht ausreichend ist, verteidigt die EU-Kommission immer noch die Prüfberichte der EFSA. In welchem Interesse handelt die Kommission da eigentlich?“, fragt Christoph Then von Testbiotech.
Der Mais, der in den USA unter dem Markennamen „Genuity VT Triple PRO Corn” verkauft wird, ist am 17. Juni 2011 von der Europäischen Kommission als Lebens- und Futtermittel zugelassen worden. Der gentechnisch manipulierte Mais produziert eine Mischung aus drei verschiedenen Insektengiften, von denen eines künstlich synthetisiert wurde. Zudem sind die Pflanzen unempfindlich gegenüber dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat (bekannt als Roundup).
Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0049 (0) 15154638040
Helen Wallace, + 44 7903 311584, helen.wallace@genewatch.org
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Pressemitteilung_Testbiotech_GeneWatch_Februar_2012.pdf | 495.98 KB |