Risiken und Nebenwirkungen für Mensch und Tier: Was bei der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen wirklich falsch läuft

Neuer Bericht von Testbiotech veröffentlicht
Montag, 20. June 2016

In der EU wird derzeit darüber gestritten, ob vor einer Marktzulassung von Gentechnik-Pflanzen zunächst Fütterungsstudien zur Untersuchung gesundheitlicher Risiken durchgeführt werden müssen. Die Gentechnik-Industrie spricht sich ebenso wie Experten der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA gegen verpflichtende Studien aus. Demnach soll die EU-Kommission eine jüngst erlassene Bestimmung zurücknehmen, die vorsieht, das die Pflanzen über 90 Tage an Ratten verfüttert werden müssen. Vor diesem Hintergrund gibt Testbiotech einen Überblick über die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen für Mensch und Tier und zeigt, dass die bestehenden Prüfrichtlinien völlig unzureichend sind.

Grundlage des Berichts ist eine Analyse der Stellungnahmen der EFSA aus den vergangenen Jahren. Berücksichtigt werden auch die Ergebnisse aktueller EU-Forschungsprojekte, bei denen es bislang nicht gelungen ist, verlässliche Ersatzmethoden für Fütterungsversuche zu entwickeln.

„Derzeit sind in der EU bereits über 50 verschiedene gentechnisch veränderte Pflanzen für die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln zugelassen. Viele davon wurden nie in Fütterungsversuchen auf gesundheitliche Risiken überprüft. So zum Beispiel der Gentechnik-Mais SmartStax, der sechs verschiedene Insektengifte produziert und gegen zwei Herbizide resistent gemacht wurde“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Menschen und Tiere, die solche Pflanzen verzehren, sind einem erheblichen Risiko ausgesetzt. Nach dem Willen der Industrie und der EFSA soll das auch in Zukunft so bleiben.“

Testbiotech geht davon aus, dass die Probleme mit der Risikoabschätzung in Zukunft noch größer werden. Derzeit nehmen die Zulassungsanträge für Pflanzen mit einer Kombination gentechnischer Veränderungen, wie beim Mais SmartStax, deutlich zu. Zudem gibt es vermehrt Anmeldungen für Gentechnik-Pflanzen, in deren Stoffwechsel eingegriffen wurde, um ihre Inhaltsstoffe zu verändern. Auch die akkumulierten Wirkungen verschiedener gentechnisch veränderter Pflanzen, die in Lebens- und Futtermitteln vermischt werden, wurden bis heute nicht untersucht. Die EFSA und Vertreter der Industrie lehnen genauere Untersuchungen aus verschiedenen Gründen ab. So werfen sie Kritikern der bestehenden Zulassungsverfahren unter anderem vor, dafür verantwortlich zu sein, dass Tausende von Tieren in den Studien eingesetzt werden müssen.

„Wenn Industrie und Politik sich für die Zulassung und Vermarktung gentechnisch veränderter Pflanzen einsetzen, müssen sie sich auch fragen lassen, ob der tatsächliche Nutzen dieser Pflanzen ausreichend ist, um Tierversuche zu rechtfertigen. Angesichts der ablehnenden Haltung weiter Teile der Bevölkerung muss man diese Frage wohl mit ,Nein‘ beantworten. Bejaht man diese Frage aber, muss man auch bereit sein, ausreichend für die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt zu sorgen. Hier kann es keine Kompromisse geben“, fasst Christoph Then das ethische Dilemma zusammen. „Wir brauchen eine deutliche Anhebung der Standards und wesentlich mehr unabhängige Untersuchungen. Auch Langzeiteffekte und akkumulierte Wirkungen müssen endlich berücksichtigt werden.“

Testbiotech fordert unter anderem
- eine Ausweitung der Risikoprüfung um zusätzliche Untersuchungsmethoden, Stoffgruppen und Pflanzencharakteristika,
- die Anwendung kontrollierter Stresstests, um die Pflanzen auf ihre genetische Stabilität zu prüfen,
- eine Prüfung der Auswirkungen auf das Immunsystem und die Fortpflanzung,
- die Berücksichtigung von Langzeiteffekten und akkumulierten Wirkungen,
- eine Bewertung von Rückständen der Spritzmittel, gegen die diese Pflanzen resistent gemacht wurden,
- unabhängige Kontrollen bei der Erhebung der Daten,
- Cut-Off-Kriterien wie ein Verbot der Zulassung gentechnisch veränderter Organismen, die sich in natürlichen Populationen ausbreiten können.

Kontakt: 

Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org