Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bleibt unzureichend

Grüne stellen Testbiotech-Bericht über geplanten EFSA-Standard im Europäischen Parlament vor
Dienstag, 6. July 2010
München / Straßburg

Wesentlich höhere Standards bei der Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen fordert der Verein Testbiotech. Die Expertengruppe hat für die Grünen im Europäischen Parlament einen Bericht erstellt, der heute in Straßburg vorgestellt wird. Testbiotech analysiert darin den neuen Richtlinien-Entwurf der Europäischen Zulassungsbehörde EFSA zur Bewertung der Umweltrisiken gentechnisch veränderter Pflanzen.

„Es gibt ein fundamentales Problem mit dem Konzept der EFSA. Die Behörde geht davon aus, dass gentechnisch veränderte Pflanzen so ähnlich zu bewerten sind, wie konventionell gezüchtete Pflanzen. In Wirklichkeit weisen sie aber grundsätzliche Unterschiede auf,“ sagt Dr. Christoph Then von Testbiotech. „Ausgehend von dieser falschen Voraussetzung, basiert die gesamte Risikobewertung der EFSA viel mehr auf allgemeinen Überlegungen als auf tatsächlichen Untersuchungen. Die von der EFSA vorgeschlagenen Standards können vielleicht der Industrie helfen, Kosten zu sparen, aber sie sind nicht ausreichend, um Risiken für Mensch und Umwelt zu bewerten.”

Testbiotech schlägt deshalb vor, gentechnisch veränderte Pflanzen zunächst unter definierten Umweltbedingungen gründlich zu untersuchen. So sollen insbesondere Wechselwirkungen zwischen dem Genom der Pflanzen, dem zusätzlichen Genkonstrukt und der Umwelt in sogenannten 'Crash-Tests' systematisch getestet werden. Zudem sollten klare Standards für eine Zurückweisung von Anträgen auf kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen formuliert werden, um die Ziele einer nachhaltigen Landwirtschaft und die biologische Vielfalt ausreichend zu schützen.

„Die Analyse von Testbiotech zeigt, dass das Konzept der 'substantiellen Gleichwertigkeit' und die behauptete Ähnlichkeit zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen und Pflanzen aus konventioneller Zucht für EFSA und EU-Kommission ein Dogma ist“, sagen José Bové und Sandrine Bélier, Grüne Abgeordnete im Europäischen Parlament. „Nächste Woche will Verbraucherschutz-Kommissar John Dalli vorschlagen, dass jedes EU-Mitgliedsland den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbieten kann. Auf der anderen Seite ermöglicht es das Konzept der EFSA, die Risiko-Untersuchungen auf wenige Tests zu reduzieren und das Tempo für Genehmigungen in der EU zu beschleunigen. Der Testbiotech-Report erläutert, dass die Haltung von EFSA und EU-Kommission insgesamt wie ein Türöffner für eine beschleunigte Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen wirkt.“

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