Umweltbehörde schreitet ein
2. April 2015 / Laut neuen, amtlichen Zahlen ist der Glyphosat-Verbrauch in den USA in den Jahren 2002 bis 2012 von 49.000 auf 128.000 Tonnen gestiegen. Nun hat die US-Umweltbehörde EPA auf den stetig wachsenden Einsatz des Wirkstoffs Glyphosat reagiert und will Industrie und Landwirte zu Einschränkungen bei der Anwendung des Totalherbizids zwingen. Das berichtet die Nachrichtenorganisation Reuters.
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten verwendete Herbizid. Aufgrund des flächendeckenden Einsatzes, vor allem beim Anbau gentechnisch veränderter, gegen Glyphosat resistent gemachter Pflanzen, kommt es bei Unkräutern inzwischen zu einer steigenden Zahl von Resistenzen. Weltweit werden aktuell 32 verschiedene Unkrautarten mit Glyphosat-Resistenz gezählt. Dies führt unter anderem zu einem nochmals verstärkten Einsatz des umstrittenen Pestizids und zu wachsenden Rückstandsbelastungen. Bei Untersuchungen von transgenen Sojabohnen aus Argentinien, die Testbiotech in Auftrag gegeben hatte, wurden Glyphosat-Rückstände gefunden, die bis zu fünfmal über dem in der EU zulässigen Grenzwert lagen.
Erst vor Kurzem hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Den Experten der WHO-Einrichtung zufolge führte der Wirkstoff in Tierversuchen zudem zu DNA- und Chromosomenschäden. Die IARC-Bewertung zu den gesundheitlichen Risiken von Glyphosat steht in scharfem Kontrast zur bisherigen Einstufung des Wirkstoffs in der EU. Testbiotech hatte bereits im Jahr 2014 auf Mängel in der Risikobewertung durch die deutschen Behörden hingewiesen.
Der US-Konzern Monsanto reagierte auf die Ergebnisse der WHO-Einrichtung äußerst empfindlich. Obwohl der eigentliche IARC-Bericht noch gar nicht veröffentlicht wurde (publiziert wurde nur eine Zusammenfassung), forderte Monsanto bereits per Pressemitteilung, dass die Studie zurückgezogen werden müsse, und verunglimpfte die Arbeit der IARC als „Müll-Wissenschaft“.
Der Wirkstoff Glyphosat befindet sich derzeit im EU-Wiederzulassungsverfahren, in dem Deutschland federführend ist. Die zuständigen Behörden, darunter das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), hatten im Jahr 2014 einen umfassenden Bericht (Renewal Assessment Report) erstellt und ihn zur weiteren Bewertung an die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA geschickt. Den deutschen Behörden zufolge bestehen beim Wirkstoff Glyphosat keine Hinweise auf Gesundheitsrisiken. Der Bericht enthielt sogar die Empfehlung, die Grenzwerte für eine dauerhafte Belastung der Verbraucher zu erhöhen.
Testbiotech hatte dagegen auf gravierende Mängel in dem Behördenbericht hingewiesen. Unter anderem hatten die deutschen Behörden mehrere relevante Studien nicht bewertet, die auf Risiken hindeuten. Auch weitere aktuelle Publikationen zeigen, dass es neue Erkenntnisse zu Themen wie subchronischer Toxizität, langfristiger Toxizität, Genotoxizität, endokrinen Effekten und Ökotoxikologie gibt, die in das Wiederzulassungsverfahren einfließen müssen.
Kontakt: Andreas Bauer-Panskus, panskus@testbiotech.org, Tel. 0176/61176101