Warnung vor einer unkontrollierten Ausbreitung von Gentechnik-Organismen
26. Oktober 2016 / In einem gemeinsamen Schreiben an Bundesumweltministerin Hendricks fordern verschiedene Organisationen wirksame Maßnahmen gegen eine unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen. Sie warnen besonders vor sogenannten „Gene Drives“, deren Einsatz zur gentechnischen Veränderung natürlicher Populationen bis hin zur Ausrottung ganzer Arten derzeit diskutiert wird. Einmal freigesetzt, könnten diese eine ökologische Katastrophe auslösen. Eine wirksame Kontrolle derartiger Freisetzungen gibt es nicht.
Unter anderem sollen Mücken, Fliegen und Unkräuter mit Gene Drives ausgestattet werden, um sie auf diese Weise zu bekämpfen oder sie in ihren biologischen Eigenschaften zu verändern. Das Besondere an den neuen Gentechnik-Verfahren, die auf der Grundlage der DNA-Schere CRISPR-Cas beruhen, ist die Tatsache, dass die im Labor eingebaute DNA sich unter den Nachkommen in jeder Generation reinerbig und damit erheblicher schneller als nach den Gesetzen natürlicher Vererbung verbreitet. In ihrem Schreiben fordern die Organisationen daher von der Ministerin, sich für ein internationales Verbot des Einsatzes von Gene Drives einzusetzen. Hendricks soll dazu die Vertragsstaaten-Konferenz der Konvention für biologische Vielfalt (CBD) nutzen, die Ende des Jahres in Mexiko stattfindet.
„Wenn wir zulassen und gar anstreben, dass gentechnisch veränderte Organismen ihr Erbgut in natürlichen Populationen verbreiten, gleicht dies einem Eingriff in die ,Keimbahn‘ der biologischen Vielfalt, dessen Auswirkungen alle künftigen Generationen der betroffenen Arten und deren Ökosysteme betreffen“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Die Umweltministerin muss das Thema jetzt auf die internationale Agenda setzen. Einmal freigesetzt, machen Gentechnik-Insekten auch vor Ländergrenzen nicht halt.“
In den letzten Jahren wurden bereits mehrere Beispiele für die unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Umwelt dokumentiert: Baumwolle in Mexiko, Raps in Nordamerika, Japan, Australien und der Schweiz sowie Gräser in den USA. Darüber hinaus wurden wiederholt gentechnische Veränderungen in regionalen oder ursprünglichen Sorten gefunden, so zum Beispiel in mexikanischem Mais und in Reis aus China.
Anlass zur Sorge geben jetzt vor allem neue Gentechnikverfahren, wie die Synthetische Biologie oder das sogenannte Gene Editing. Es ist zu erwarten, dass in naher Zukunft eine neue Welle gentechnisch veränderter Organismen freigesetzt werden soll. Damit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für deren unkontrollierte Ausbreitung in der Umwelt. Viele Experten warnen davor, dass insbesondere von Gene Drives ein unkalkulierbares Risiko ausgeht.
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Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org