Bundesumweltministerium soll sich für Moratorium einsetzen
12. Oktober 2018 / In Reaktion auf einen offenen Brief mehrerer Organisationen hat das Bundesumweltministerium klargestellt, dass es mögliche Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen, die mit einem sogenannten Gene Drive ausgestattet sind, sehr kritisch beurteilt. Auch international will sich das Ministerium dafür einsetzen, dass die Risiken umfassender untersucht werden. Diese Positionierung erfolgt insbesondere im Hinblick auf eine internationale Konferenz im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), die im November stattfinden soll.
„Wir begrüßen die kritische Haltung des Bundesumweltministeriums. Wir erwarten, dass sich die Bundesregierung im Sinne des Vorsorgeprinzips mit Nachdruck für ein Moratorium für Gene Drives einsetzt“, sagt Silvia Bender vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND. „Weder in der EU noch in anderen Teilen der Welt darf es zu unkontrollierbaren Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen kommen. Die natürliche biologische Vielfalt muss auch für kommende Generationen erhalten bleiben.“
Mithilfe sogenannter Gene Drives sollen künftig natürliche Populationen wie Insekten, Wildpflanzen und wildlebende Säugetiere in ihrem Erbgut manipuliert werden. Geplant ist unter anderem, natürliche Populationen durch gentechnisch veränderte Organismen zu ersetzen oder bestimmte Arten zu dezimieren oder sogar auszurotten.
Bei Gene Drives wiederholt sich der Vorgang der gentechnischen Veränderung in jeder Generation. Dadurch verbreiten sich die speziellen genetischen Veranlagungen in Populationen sehr viel rascher, als das sonst der Fall wäre. Dass derartige Kettenreaktionen im Erbgut mit Hilfe der CRISPR- Technologie machbar sind, u.a. an Hefen, Mücken, Fliegen und jüngst an Mäusen gezeigt. Jüngst hat sich deswegen der EU Ministerrat mit den besonderen Risiken von Gene-Drive-Organismen befasst. Sogar Wissenschaftler, die an der Entwicklung von Gene Drives arbeiten, haben wiederholt auf das hohe Ausbreitungsrisiko hingewiesen.
Der offene Brief an die Ministerin wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der IG Saatgut, Save our Seeds und Testbiotech verschickt. Testbiotech hat zudem zum Thema ein Video veröffentlicht und eine Postkartenaktion an Bundeskanzlerin Merkel gestartet, um auf das Problem aufmerksam zu machen.
Kontakt:
Silvia Bender, Tel. 030 / 27586-511, silvia.bender@bund.net
Christoph Then, Tel. 0151 54638040, info@testbiotech.org