Aktuelle Forschung erhöht Dringlichkeit für genaue Risikoprüfung
6. März 2024 / Laut einer neuen Publikation soll Reis aus Neuer Gentechnik (NGT) schon bald in Japan kommerzialisiert werden. Die verfügbaren Daten zeigen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass dieser Reis auch mit konventioneller Züchtung produziert werden könnte. Daher ist eine genaue Prüfung der Risiken für Mensch und Umwelt nötig. Doch nach den Plänen der EU-Kommission könnte dieser Reis ohne eingehende Risikoprüfung auch in Europa angebaut werden.
Japanische ForscherInnen haben Reispflanzen mithilfe von CRISPR/Cas so in seinen Erbanlagen verändert, dass der Glutelin-Gehalt in den Körnern drastisch verringert wurde. Gluteline sind Hauptbestandteile der Speicherproteine in den Reiskörnern und eine wichtige Eiweißquelle für die menschliche Ernährung. Eine Reduktion soll positive gesundheitliche Effekte bei VerbraucherInnen haben, die an Krankheiten wie Diabetes oder Niereninsuffizienz leiden. Es gab mehrere Versuche, ähnliche Ergebnisse auch mit konventioneller Züchtung zu erreichen. Doch mit Hilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas ist es jetzt möglich, Eigenschaften zu erzielen, die über die bisherigen Züchtungsergebnisse weit hinausgehen.
Die Absenkung des Glutelin-Gehalts geht jedoch mit Nebenwirkungen einher: So steigt der Gehalt an anderen Proteinen an. Deswegen muss man die Körner unter anderem auf Allergene untersuchen. In jedem Fall sind also gesundheitliche Risiken vor einer Marktzulassung zu prüfen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass sich die Struktur der Körner so verändern kann, dass ihre Tauglichkeit für die Produktion von Nahrungsmitteln sinkt.
Auch Risiken für die Umwelt müssen berücksichtigt werden und Maßnahmen gegen eine unkontrollierte Ausbreitung ergriffen werden. Wenn der Reis zum Anbau kommt, könnte es in den betreffenden Regionen zu Auskreuzungen kommen, mit möglicherweise langfristigen Folgen für Züchtung, Reisanbau und die biologische Vielfalt.
Die ForscherInnen haben angekündigt, dass sie den Reis in Japan zum kommerziellen Anbau bringen wollen. Auch die Märkte in Europa könnten dann von Interesse sein, sowohl für den Import als auch einen Anbau in reisproduzierenden Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich oder Ungarn. Nach den aktuellen Plänen der EU-Kommission für eine Deregulierung von NGT-Pflanzen könnte der Reis auch hier ohne eingehende Risikoprüfung angebaut werden.
Testbiotech sieht in dem Reis ein weiteres Beispiel für die großen Unterschiede zwischen Neuer Gentechnik und konventioneller Züchtung. Auch andere Fälle wie Tomaten, Leindotter, Weizen und Pappeln aus Neuer Gentechnik zeigen Eigenschaften, die eine gesetzlich vorgeschriebene Risikoprüfung notwendig machen.
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Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040