CRISPR-Tomaten in Supermärkten angekommen

Verzehr der Gentechnik-Früchte soll ‚besseren Schlaf‘ bewirken

5. Februar 2024 / In Japan liegen die ersten Tomaten aus Neuer Gentechnik (NGT) in den Regalen, sogenannte ‚GABA-Tomaten‘. Dies zeigt ein Photo, das vor kurzem in einem Supermarkt im Raum Tokio aufgenommen wurde. Nach Informationen auf der Packung soll der Verzehr der Früchte eine beruhigende, entspannende und schlaffördernde Wirkung haben. ExpertInnen bezweifeln aber, dass der Verzehr der Früchte derartige Effekte hat. Gleichzeitig wird laut dem japanischen Functional-Food-Register der Verzehr für Schwangere, stillende Mütter und Kleinkinder nicht empfohlen. Derartige Tomaten könnten auch bald in Europa verkauft werden - ohne eingehende Risikoprüfung und Kennzeichnung.

Nach dem Vorschlag der Berichterstatterin des EU-Parlaments, Jessica Polfjärd (EPP), über den am Mittwoch in Straßburg abgestimmt werden soll, würden diese NGT-Pflanzen als gleichwertig mit konventionell gezüchteten Tomaten behandelt. Tatsächlich aber weisen sie eine deutliche Veränderung ihrer Inhaltsstoffe auf: Insbesondere der Gehalt an Gamma-Aminobuttersäure (GABA) soll vier- bis sechsmal mal, in einigen Früchten sogar 20-mal höher sein als in konventionell gezüchteten Tomaten.

Die französische Behörde ANSES und Experten des Umweltbundesamtes in Österreich weisen darauf hin, dass nur wenige genetische Veränderungen nötig waren, um bei den NGT-Tomaten diesen drastischen Effekt zu bewirken. Trotzdem sei es sehr unwahrscheinlich, dass diese Tomaten auch mit konventioneller Zucht produziert werden könnten.

Fakt ist: Es sind viele Beispiele für NGT-Pflanzen bekannt, die sich in ihren Eigenschaften deutlich von konventionell gezüchteten Sorten unterscheiden – darunter u.a. Pappeln, Leindotter, Reis, Weizen und Tomaten. Sollte sich die Industrie auf der Grundlage des Vorschlags der Berichterstatterin Polfjärd durchsetzen, würden die Risiken nur noch in sehr wenigen Einzelfällen überprüft. Die NGT-Pflanzen müssten dann nicht mehr, wie bisher, auf die beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen des Einsatzes der gentechnischen Verfahren untersucht werden. Die Sicherheit von Mensch und Umwelt würde so zu einem Lotteriespiel.

Besorgniserregend sind auch Antworten auf Zuschriften, die MitbürgerInnen von Abgeordneten des EU-Parlaments erhielten. Diese zeigen, dass sich viele MandatsträgerInnen bisher wohl gar nicht wirklich mit der geplanten Gesetzgebung befasst haben. Einige Abgeordnete, insbesondere im Ausschuss für Landwirtschaft, haben zudem äußerst fragwürdige Vorschläge vorgelegt: Sie fordern, dass es verboten werden solle, Lebensmittel aus NGT-Pflanzen entsprechend zu kennzeichnen, sowie NGTs auch in der ökologischen Landwirtschaft zuzulassen. Dies widerspricht dem Interesse der VerbraucherInnen ebenso wie dem Gebot der Transparenz.

Kontakt:
Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel + 49 151 54638040

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