Probleme mit Kontaminationen bei Lebensmitteln unter den Tisch gekehrt
26. März 2015 / In einer Pressemitteilung vom 19. März wird das Ergebnis des EU-Forschungsprojekts PRICE zusammengefasst. Darin behaupten beteiligte Experten, dass vorhandene Regeln ausreichen würden, um Probleme mit Kontaminationen durch gentechnisch veränderte Pflanzen zu vermeiden. Sie berufen sich insbesondere auf Versuchsanbau mit Gentechnik-Mais in Spanien. Nicht erwähnt werden dagegen Untersuchungsergebnisse aus Portugal, bei denen PRICE zum Teil erhebliche Kontamination mit Gentechnik-Mais in Backwaren festgestellt hatte.
Das von der EU-Kommission geförderte Forschungsprojekt PRICE (PRactical Implementation of Coexistence in Europe) soll die sogenannte Koexistenz zwischen gentechnikfreier Landwirtschaft und dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen untersuchen. Bei einer Konferenz von PRICE wurden im Februar 2015 die Resultate präsentiert. Dabei wurde auch ein Teilprojekt vorgestellt, bei dem unter Praxisbedingungen nach Verunreinigungen in der Lebensmittelkette gesucht wurde. PRICE-Experten untersuchten dabei die Herstellung von Maisbrot in Portugal. Sie beprobten 16 Brote aus sieben Regionen. Alle waren mit Gentechnik-Mais MON810 und NK603 belastet. Zum Teil betrug der Gentechnikanteil rund zehn Prozent. Als Ursache werden fehlende Kontrollen in der Lieferkette angenommen. In Portugal wird Gentechnik-Mais MON810 auf rund 8500 Hektar Fläche angebaut, zudem gibt es Importe aus den USA.
Diese Befunde werden in der jüngsten Pressemitteilung von PRICE mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen wird insbesondere auf kleinflächige Anbauversuche in Spanien hingewiesen. Dabei wurden Pufferzonen eingerichtet und zudem nicht übliche spezielle Anbaumethoden erprobt. Diese Maßnahmen sollen eine Kontaminationen der Nachbarfelder weitestgehend verhindert haben. Fazit von PRICE ist, „dass sich die EU-Regeln in der Praxis gut umsetzen lassen“. Die Pressemitteilung wurde herausgegeben, bevor der Bericht tatsächlich veröffentlicht wurde.
„Die Pressemitteilung von PRICE wirkt wie Propaganda. Anstatt die Öffentlichkeit über die Kontaminationen durch Gentechnik-Mais zu informieren, beruft man sich lieber auf Anbauversuche und Computermodelle, nach denen es gar keine Probleme geben sollte“, kommentiert Christoph Then von Testbiotech. „Hochgradig unwissenschaftlich ist auch, dass man schon die Pressetrommel rührt, obwohl noch gar kein Abschlussbericht und auch keine in Fachjournalen veröffentlichten Ergebnisse vorliegen.“
Projektkoordinator bei PRICE ist Justus Wesseler von der Universität Wageningen, in den Niederlanden. Mit von der Partie ist auch Joachim Schiemann vom Julius Kühn-Institut in Deutschland. Beide sind auch am EU-Projekt GRACE beteiligt, das Testbiotech bereits mehrfach wegen erheblicher Interessenkonflikte kritisiert hat. Sowohl Justus Wesseler als auch Joachim Schiemann sind Mitglieder in verschiedenen industrienahen Organisationen, zum Beispiel bei PRRI (Public Research and Regulation Initiative). PRRI hat u. a. Gelder von der Syngenta Foundation, dem globalen Dachverband der Gentechnikindustrie, CropLife International, dem US Grain Council, Monsanto und Arborgen erhalten.
Wesseler geriet bereits 2014 durch seine Studie zum Thema „Golden Rice“ in die Kritik, in der entgegen den Tatsachen behauptet wird , dass die Kritiker des Gentechnik-Reis für den Tod von 1,4 Millionen Menschen in Indien verantwortlich wären.
„Wir sehen leider immer wieder das gleich Muster: Die Industrie versucht mit allen Mitteln, Einfluss auf die öffentliche Meinung zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft zu nehmen. Und die EU-Kommission finanziert das auch noch mit Steuergeldern“, kritsiert Christoph Then von Testbiotech.
Kontakt:
Christoph Then, Tel 0151 56438040, info@testbiotech.org