Europäisches Patent auf gentechnisch veränderte Insekten erteilt

Nach Paarung in natürlichen Populationen sollen Nachkommen sterben oder verkrüppeln

17. Dezember 2016 / Das Europäische Patentamt hat der Firma Oxitec ein Patent auf gentechnisch veränderte Insekten erteilt (EP 1984512). Beansprucht werden synthetische Gensequenzen, mit denen Insekten erheblich geschädigt oder getötet werden können. Das Patent erstreckt sich auch auf die Tiere, die entsprechend gentechnisch verändert sind. Nachdem die Insekten freigesetzt sind, sollen sie sich in den natürlichen Populationen paaren. Die Nachkommen sollen steril, blind oder flügellos geboren werden bzw. in einem frühen Stadium der Entwicklung sterben. Oft werden dabei nur die weiblichen Nachkommen geschädigt, während die männlichen Tiere das Erbgut weiterverbreiten.

In dem Patent werden Dutzende von Fliegen-, Mücken-, Käfer- und Schmetterlingsarten aufgezählt. Mehrere dieser Arten treten als Schädlinge in der Landwirtschaft auf, andere übertragen Krankheiten. Der Patentschrift zufolge sollen die natürlichen Populationen dieser Insektenarten reduziert oder sogar ausgerottet werden.

„Es ist geplant, Milliarden genmanipulierter Insekten freizusetzen. Niemand kann die Folgen für Mensch und Umwelt wirklich vorhersagen oder kontrollieren. Zum Beispiel ist es wahrscheinlich, dass unter der großen Anzahl der freigesetzten Insekten auch Exemplare sind, die unerwünschte Eigenschaften aufweisen. Bis dies bemerkt wird, kann es längst zu spät sein, um Schäden an Mensch und Umwelt noch zu verhindern“, sagt Christoph Then für Testbiotech.

Oxitec unternimmt alle Anstrengungen, seine Gentechnik-Insekten als Retter der Menschheit anzupreisen: So hat die Firma in Brasilien bereits 2015 begonnen, manipulierte Mücken freizusetzen, um, wie sie behauptet, die Übertragung von Dengue-Fieber durch Moskitos einzudämmen. Anläßlich der Debatte über das Zika -Virus erklärte die Firma vollmundig, dass der Einsatz ihrer Insekten gerade jetzt besonders dringlich sei, und versuchte die Freisetzungen auch auf die USA auszuweiten. Dies wurde von den dortigen Behörden allerdings abgelehnt. Auch in Europa ist die Firma seit geraumer Zeit aktiv: Ohne Erfolg hat Oxitec in Spanien bereits zwei Anträge auf Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Olivenfliegen gestellt.

Die Firma Oxitec hat ihren Sitz in England und wurde 2015 vom US-Unternehmen Intrexon aufgekauft. Intrexon produziert auch Gentechnik-Äpfel, Gentechnik-Lachs, klont Zuchtbullen und kooperiert mit der FuturaGene Group bei der Entwicklung von Gentechnik-Bäumen. Die Firma hat darüberhinaus auch Patente angemeldet, in denen genmanipulierte Mäuse, Ratten, Katzen, Hunde, Rinder, Schweine, Pferde, Schafe und Schimpansen als Erfindung beansprucht werden. Intrexon verspricht seinen Investoren eine aggressive Markteinführung der gentechnisch veränderten Organismen.

„Das jetzt erteilte Patent ist Ausdruck eines profitgesteuerten Interesses, das erhebliche und dauerhafte Schädigungen der Umwelt biligend in Kauf nimmt. Die Investoren hinter der Firma wollen während der Laufzeit der Patente schlicht möglichst hohe Gewinne realisieren“, sagt Christoph Then. „Durch derartige Patente werden offensichtlich falsche, ja sogar gefährliche Investitionsanreize gesetzt. Auf diese Fehlentwicklung muss die Politik rasch reagieren.“

Freisetzungen gentechnisch veränderter Insekten waren auch Thema auf der internationalen Konferenz über die Biologische Vielfalt in Mexiko, die am 17. Dezember zu Ende geht. In diesem Zusammenhang hatten 160 Organisationen einen gemeinsamen Aufruf veröffentlicht, in dem ein Moratorium bei der Entwicklung sogenannter Gene Drives gefordert wird. Diese sollen bei gentechnisch veränderten Organismen wie Insekten dazu eingesetzt werden, um deren verändertes Erbgut reinerbig und damit wesentlich schneller in den natürlichen Populationen verbreiten zu können.

Kontakt: Christoph Then, Tel 0151 546380, info@testbiotech.org

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