Wissenschaftler aus Frankreich untersuchten 13 Proben aus neun Ländern
3. Juli 2015 / Bei einer Stichprobenuntersuchung von Futtermitteln für Labortiere wie Ratten und Mäuse fand ein Team um den französischen Wissenschaftler Gilles-Eric Séralini eine breite Palette von Giftstoffen, darunter Rückstände von Pestiziden, Schwermetalle und PCBs. Die Rückstände wurden in Futter festgestellt, das üblicherweise zur Aufzucht der Tiere oder zur Ernährung von Kontrollgruppen im Rahmen toxikologischer Untersuchungen u.a. verwendet wird. Die Werte lagen zum Teil über relevanten Grenzwerten und können in ihrer Summe als gesundheitliches Risiko angesehen werden. Einige Futtermittel bestanden zudem bis zu 50 Prozent aus gentechnisch veränderten Pflanzen.
Die Futtermittel stammen von Anbietern aus neun Ländern von fünf Kontinenten. Es wurden einige Hundert Stoffgruppen und auch Substanzen untersucht, die bei üblichen Qualitätskontrollen kaum erfasst werden. Der Einsatz kontaminierter Futtermittel in Kontrollgruppen kann dazu führen, dass die eigentlichen Effekte in Fütterungsversuchen „maskiert“ werden und unentdeckt bleiben.
Tatsächlich leiden insbesondere Laborratten sehr oft an sogenannten Spontantumoren. Die französischen Wissenschaftler warnen, dass die Häufigkeit dieser Tumore durch eine möglicherweise permanente Aufnahme von Giftstoffen beeinflusst werden kann, wie sie bei den Analysen festgestellt wurden. Dadurch kann es zu einer Verfälschung von Untersuchungsergebnissen kommen.
Die neue Publikation wirft auch Fragen für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen auf. Die Befunde der Studie werden dabei auch durch Daten gestützt, die von der Industrie für die Marktzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen in der EU eingereicht werden: Testbiotech hat bei Recherchen immer wieder Hinweise darauf gefunden, dass die Futterrationen von Vergleichsgruppen mit Gentechnikpflanzen kontaminiert waren. Zudem ist davon auszugehen, dass viele Labortiere schon während der Aufzucht, also vor dem Beginn der eigentlichen Versuche, mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Damit steht zu befürchten, dass die tatsächlichen gesundheitlichen Auswirkungen der Gentechnik-Pflanzen in vielen Fällen nicht erkannt werden.
Die Publikation der Studie war bereits für Mitte Juni angekündigt. Zu diesem Zeitpunkt wurden erste Reaktionen veröffentlicht, die zeigen, dass die Arbeit des Teams um den französischen Wissenschaftler sehr viel kritischer verfolgt wird als die vieler anderer, die in diesem Bereich publizieren. Testbiotech ist besorgt darüber, dass manche der Kommentatoren nicht in erster Linie um eine Diskussion der wissenschaftlichen Fakten bemüht sind. Vielmehr scheint es eher um Angriffe auf die Glaubwürdigkeit der französischen Wissenschaftler zu gehen, die unabhängig von der Industrie forschen. Eine derart überzogene Kritik kann die eigentliche wissenschaftliche Debatte erheblich behindern.