Mehr Schädlinge durch transgene Soja

‚Vorteile‘ gentechnisch veränderter Pflanzen verkehren sich in ihr Gegenteil

3. Juni 2022 / In einer aktuellen Publikation berichten WissenschaftlerInnen aus Argentinien und Brasilien, wie der Anbau von transgener Soja die Ausbreitung bestimmter Schmetterlingsraupen (Spodoptera cosmioides, black armyworm) fördert, die als Schädlinge gelten. Die Gentechnik-Soja ‚Intacta‘, die ursprünglich von Monsanto entwickelt wurde, ist resistent gegen Glyphosat und produziert ein Insektengift. Jetzt zeigt sich, dass die Kombination dieser Eigenschaften die Ausbreitung der Raupen begünstigt, die erhebliche Schäden in den Feldern verursachen können.

Die Ursache für diesen unerwünschten Effekt liegt in unvorhergesehenen Wechselwirkungen: In den Feldern mit transgener Soja breiten sich spezielle Unkräuter aus, die sich an das Herbizid Glyphosat angepasst haben. Diese Unkräuter sind für die Raupen ein besonders gut geeignetes Futter. Zudem fressen sie aber auch an der Gentechnik-Soja, obwohl diese ein Insektengift produziert. Dieses Gift ist jedoch gegen die Raupen unwirksam, vielmehr scheint es deren Vitalität sogar zu steigern. Die AutorInnen diskutieren, ob das Gift eine Art ‚positiven Stress‘ auslöst. Die in der Studie untersuchten Larven wurden jedenfalls größer als in der Vergleichsgruppe. Auch die Anzahl der Nachkommen der Nachtfalter stieg. Sowohl die insektengiftige Soja als auch die Unkräuter, deren Auftreten durch die herbizidresistente Soja befördert wird, trugen zu dieser Entwicklung bei.

In dieser Studie wurde nicht zum ersten Mal gezeigt, dass der Anbau transgener Pflanzen zu gegenteiligen Effekten führen kann, als eigentlich beabsichtigt war: Bereits 2014 wurde bekannt, dass die Soja ‚Intacta‘ auch die Ausbreitung von Raupen einer anderen Art (Spodoptera eridania, southern armyworm) zu fördern scheint. 2021 wurde in wissenschaftlichen Publikationen darüber berichtet, dass sich in Brasilien auch die sogenannte ‚Tabakmottenschildlaus‘ (Weiße Fliege, Bemisia tabaci) in Gentechnik-Soja besonders stark ausbreitet. Die Läuse, die an diesen Pflanzen saugen, sind vitaler und die Zahl ihrer Nachkommen ist deutlich erhöht.

Neu an der jetzt veröffentlichten Studie ist, dass sie auch die Rolle von herbizidresistenten Unkräutern bei der Ausbreitung der Schädlinge untersucht. Dadurch wird der Blick auf Wechselwirkungen zwischen der Gentechnik-Soja und ihrer Umwelt ausgeweitet, die bei der Risikoprüfung nicht berücksichtigt wurden. Testbiotech fordert in diesem Zusammenhang eine umfassendere Risikoprüfung. Gentechnisch veränderte Pflanzen sollten zusätzlich einer breit angelegten Technikfolgenabschätzung unterzogen werden, in der auch die behaupteten Vorteile genau und umfassend geprüft werden.

Kontakt:
Christoph Then, info@testbiotech.de, Tel 015154638040

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