Neue Publikation zu Risiken von NGT-Raps

Zentrale Fragen der zukünftigen EU-Regulierung ungeklärt

6. Februar 2024 / Eine neue Publikation, die als ‚Preprint‘ erschienen ist, zeigt Umweltrisiken von Ölsaaten wie Raps und Camelina, deren Erbgut mit Neuer Gentechnik (NGT) verändert wurde. Ein häufig verfolgtes Ziel bei Ölsaaten ist die gentechnische Veränderung der Zusammensetzung des Öls. Diese NGT-Pflanzen sind für die Umwelt keineswegs unbedenklich: sowohl eine Erhöhung als auch eine Absenkung des Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren kann sich negativ auf Bestäuber auswirken, die sich von den Pollen der NGT-Pflanzen ernähren.

Im Falle eines Einsatzes in der Landwirtschaft ist es zudem nicht unwahrscheinlich, dass viele verschiedene dieser Gentechnik-Pflanzen gleichzeitig in die Umwelt gelangen. Nach einer Freisetzung könnten sich die NGT-Pflanzen sowohl untereinander als auch mit Wildpflanzen kreuzen und sich in der Umwelt ausbreiten.

Die Publikation zeigt auch, dass sich die weitere Entwicklung bei NGT-Pflanzen und deren Risiken für Mensch und Umwelt kaum vorhersagen lassen. Diese hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Geschwindigkeit bei der Entwicklung neuer Pflanzen, ihrer Eigenschaften und der Anzahl der freigesetzten NGT-Pflanzen. Eine besondere Herausforderung ist dabei die Dynamik der Entwicklung. Dank digitaler Plattformen und Datenbanken zur Auswahl neuer Genkombinationen wachsen zum Beispiel auch die Optionen für gentechnische Eingriffe.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Publikation nicht nur die Risikoprüfung von einzelnen NGT-Pflanzen, sondern auch Prozesse und Methoden zum Monitoring möglicher Wechselwirkungen von verschiedenen NGT-Pflanzen, die sich eine Umwelt teilen. Zudem bedarf es rechtlicher Vorschriften, um bei Bedarf mögliche Freisetzungen zeitlich und räumlich strikt begrenzen zu können.

Morgen wollen die Abgeordneten im EU-Parlament und auch die VertreterInnen der EU-Mitgliedsländer über die zukünftige Regulierung von NGT-Pflanzen abstimmen. Nach den vorliegenden Vorschlägen könnte eine weitreichende Deregulierung die Folge sein. Weder Risikoprüfung noch Monitoring von NGT-Pflanzen wären in Zukunft noch vorgeschrieben.

Wie unausgereift die vorliegenden Vorschläge sind, zeigt ein Brief von Pascal Canfin, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses an die  Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola. Darin wird um eine Bewertung der Stellungnahme der zuständigen französischen Behörde ANSES gebeten. Diese Behörde kommt in zentralen Punkten der künftigen Regulierung von NGT-Pflanzen zu anderen Ergebnissen als die EU-Kommission und die EFSA. Für ihre Bewertung soll der EFSA bis Juli 2024 Zeit gegeben werden. Vor diesem Hintergrund fordert Testbiotech einen Aufschub der geplanten Abstimmungen, bis die Antwort der EFSA vorliegt oder den Gesetzesvorschlag abzulehnen.

Kontakt:
Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040

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