Neue Studie zeigt gesundheitliche Risiken
4. Oktober 2023 / Die derzeit amtierende EU-Kommission unter der Präsidentschaft von Ursula von der Leyen hat seit dem Jahr 2019 zwei Dutzend neue Genehmigungen für Import und Vermarktung transgener Pflanzen erteilt. Gleichzeitig verabschiedete das EU-Parlament mit großen Mehrheiten Resolutionen gegen jede dieser Marktzulassungen. Die EU-Kommission berücksichtigte bei ihren Entscheidungen keine einzige dieser Resolutionen. Es gab auch keine Initiativen, die Sicherheitsstandards der Zulassungsprüfungen zu verbessern.
Erst vor kurzem hat das EU-Parlament zwei weitere Resolutionen gegen den Import der Ernte von gentechnisch veränderten Maislinien angenommen. Eine davon wurde gegen mehrere Herbizide resistent gemacht und produziert verschiedene Insektengifte. Das Parlament kritisiert in den Resolutionen erneut die unzureichende Risikoprüfung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA.
Dass viele Risiken nach wie vor ungeklärt sind, zeigen auch aktuelle wissenschaftliche Publikationen: Eine neue Studie (als Preprint vor Peer Review veröffentlicht) weist darauf hin, dass eines der Insektengifte (Cry1Ac) bei menschlichen Darmzellen Reaktionen auslöst, die zu Darmentzündungen führen können. Bereits 2022 war eine andere Studie publiziert worden, die beschrieb, dass ähnliche Toxine (Cry1A) überraschende Wirkung auf die Darmzellen von Modellorganismen (Drosophila) haben und deren Funktionalität beeinträchtigen können.
Testbiotech befasst sich seit vielen Jahren kontinuierlich mit den EU-Zulassungen und veröffentlicht regelmäßig Hintergrundberichte zur Risikobewertung von transgenem Mais, Soja, Baumwolle und Raps. Jüngst hat Testbiotech ein weiteres Dossier über einen Mais verfasst, der sechs verschiedene Insektengifte produziert und gegen zwei Herbizide (Glyphosat und Glufosinat) resistent ist.
Bereits 2021 hatte Testbiotech, nach Workshops mit WissenschaftlerInnen, EFSA und EU-Kommission, einen umfassenden Bericht über die Lücken bei der Risikoprüfung transgener Pflanzen veröffentlicht. Zudem wurden auch Publikationen in internationalen Wissenschaftsjournalen veröffentlicht. Zusammengefasst zeigt sich, dass die Risiken von Gentechnik-Pflanzen wesentlich komplexer sind und weit über das hinausgehen, was derzeit in der Risikobewertung berücksichtigt wird. Die Sicherheit der Pflanzen wird auf der Grundlage von Zulassungsprozessen behauptet, bei denen nur die Risiken geprüft werden, die am einfachsten zu bewerten sind.
Seit der Einführung der ersten transgenen Pflanzen vor rund 30 Jahren haben daher die Unsicherheiten in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit zugenommen, viele Risiken können sich auch unbemerkt in die Lebensmittelproduktion eingeschlichen haben. Gleichzeitig waren die EFSA und die Kommission nicht in der Lage, ausreichende Kriterien und Untersuchungsmethoden festzulegen und die Sicherheitsstandards entsprechend zu erhöhen.
Testbiotech sieht kaum Möglichkeiten, die bestehenden Probleme noch innerhalb der Amtszeit der derzeitigen EU-Kommission zu lösen. Es gibt aber eine kleine Chance, dass das Gericht der Europäischen Union neue Impulse setzt: Testbiotech hatte das Gericht 2021 bei zwei Marktzulassungen angerufen, um die Entscheidungen der EU-Kommission überprüfen zu lassen. Am 18. Oktober soll das Urteil verkündet werden.
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Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040