Steigende Anzahl von Patenten auf Pflanzen aus Neuer Gentechnik

Interesse an Patenten beeinflusst auch die öffentliche Diskussion

25. Juni 2021 / Testbiotech veröffentlicht heute einen Bericht, der eine wachsende Anzahl von beantragten und erteilten europäischen Patenten auf Anwendungen sogenannter ‚Gen-Scheren‘ (Neue Gentechnik) bei Pflanzen zeigt. Die Entwicklung wird von der ‚Corteva-Gruppe‘ dominiert, die aus einem Zusammenschluss der Konzerne Dow AgroSciences und DuPont/Pioneer resultiert. Diese kontrolliert, zusätzlich zu ihren eigenen Patenten, auch den Zugang zu vielen weiteren Patenten, die ZüchterInnen benötigen, die mit der CRISPR/Cas-Technologie arbeiten wollen.

Diese Entwicklung steht in klarem Widerspruch zu dem häufig gebrauchten Argument, dass die CRISPR/Cas-Technologie einfach und kostengünstig anwendbar und damit auch für kleinere Züchter zugänglich sei.

Viele Patentanträge zielen zudem darauf ab, die fundamentalen biologischen und technischen Unterschiede zwischen Gentechnik und konventioneller Züchtung zu verwischen und so die Reichweite von Patenten auf traditionelle Züchtungsverfahren auszuweiten, deren Patentierung verboten ist. Das kann für das Funktionieren des europäischen Marktes für Pflanzen- und Tierzucht erhebliche Konsequenzen haben.

Die gleiche Strategie, die auf einer Verwischung der Unterschiede zwischen konventioneller Züchtung und gentechnischen Verfahren beruht, lässt sich auch in der Diskussion rund um die Regulierung der Neuen Gentechnik in der EU beobachten: Dieselben Interessensgruppen, die an der Anmeldung von Patenten beteiligt sind, versuchen diese Unterschiede auch in Bezug auf die Gentechnikgesetze in Frage zu stellen, um eine weitreichende Deregulierung zu erreichen.

Monopolansprüche auf patentierte Technologie und Saatgut, die mit der Einführung der Neuen Gentechnik einhergehen, machen disruptive Prozesse in der Pflanzenzucht, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sehr wahrscheinlich. Dabei wird das Vorsorgeprinzip in Frage gestellt und der Druck auf die Ökosysteme erhöht: Kurzfristige Gewinninteressen, die unter anderem durch die Laufzeit der Patente (zwanzig Jahre) bedingt sind, führen dazu, dass die Firmen möglichst schnell eine möglichst große Menge an patentiertem Saatgut verkaufen wollen.

Dadurch können die Ökosysteme innerhalb kurzer Zeiträume mit einer steigenden Anzahl von Gentechnik-Organismen belastet werden. Der Druck, der aus diesen Gewinnerwartungen entsteht, kann auch die Sicherheit unserer Ernährung gefährden.

Kontakt:
Christoph Then, info@testbiotech.de, Tel 0151 54638040

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