Superviren – kein Thema für die Bundesregierung; Kanzleramt verweigert Debatte - im Bundestag wird sie heute geführt

München/Berlin 7. November 2012. Das Bundeskanzleramt hat eine vom Gen-ethischen Netzwerk (GeN) (Berlin) und Testbiotech (München) geforderte öffentliche Stellungnahme zur Forschung an gefährlichen Grippeviren abgelehnt. Die Organisationen hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel im März aufgefordert, sich für einen Stopp der Herstellung von neuen Varianten des Vogelgrippevirus (H5N1) und eine Beschränkung des Zugangs zu den Genom-Daten einzusetzen. Der Brief wurde von 250 Personen unterschrieben. Das Kanzleramt verweigerte jedoch sowohl die Entgegennahme der Unterschriften als auch ein Gespräch zu diesem Thema. Aus diesem Grund werden die Organisationen das Schreiben heute im Rahmen eines Fachgespräches an den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des deutschen Bundestages übergeben.
Christof Potthof vom Gen-ethischen Netzwerk, der am Fachgespräch in Berlin teilnehmen wird, kritisiert die Reaktion des Bundeskanzleramtes. „Wir sind erstaunt darüber, wie das Kanzleramt mit diesem Thema umgeht. Biotechnologie wird von staatlicher Seite massiv gefördert. Der Gesellschaft muss ein Mitspracherecht bei missbrauchsgefährdeter Forschung dieser Art eingeräumt werden. Diese Diskussion wird in Zukunft noch dringlicher werden, weil beispielsweise die Synthese von DNA von immer mehr Laboren betrieben wird.“

Gen-ethisches Netzwerk und Testbiotech verlangen unter anderem eine staatliche Überwachung von Laboren, die in der Lage sind, Erbgut künstlich zu synthetisieren. Zudem müsse demokratisch legitimierter und transparenter Entscheidungsprozess festgelegt werden, wer über die Durchführung derartiger Forschungsprojekte entscheide und wer Zugang zu den Daten haben soll.

Hintergrund für den offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und die heutige Übergabe der Unterschriften ist, dass es Wissenschaftlern gelungen war, im Labor eine Variante des Vogelgrippe-Virus herzustellen, die für Säugetiere gefährlich sein könnte. Ein Beratungsgremium der US-Regierung hatte sich daraufhin dafür ausgesprochen, die Ergebnisse der Forschungen nur teilweise zu veröffentlichen. Die Wissenschaftler haben am 20. Januar 2012 ein Moratorium für ihre Arbeit beschlossen, um der Öffentlichkeit die Gelegenheit zu geben, Stellung zu beziehen. Testbiotech und das GeN forderten daraufhin die Kanzlerin auf, sich zu dem Thema zu äußern. Dadurch sollte eine breitere Diskussion in der Öffentlichkeit angeregt werden. Den offenen Brief hatten sie aus diesem Grund auch für weitere Unterzeichner online gestellt.

Link zum Brief an die Bundeskanzlerin: https://www.testbiotech.org/en/node/624

Eine schriftliche Stellungnahme zum Fachgespräch des Bundestages findet sich auf der Internetseite des Gen-ethischen Netzwerks: www.gen-ethisches-netzwerk.de.

Kontakt:
Christof Potthof, Tel: 01632606359, christof.potthof@gen-ethisches-netzwerk.de
Christoph Then, Tel: 0151 54638040, info@testbiotech.org

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