4. September 2017 / Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) hat in einem Schreiben an Testbiotech vehement bestritten, dass ihre Experten für die Teilnahme an einer Konferenz indirekt von Monsanto bezahlt wurden. Doch die Behörde zeigt dabei wenig Interesse an einer tatsächlichen Aufklärung: Auf zentrale Fragen von Testbiotech wird im aktuellen Schreiben der EFSA nicht eingegangen.
Im Programm für die Jahrestagung der Society of Toxicology (SOT) im März 2017 in den USA wird Jose Tarazona, der Leiter der Pestizidabteilung bei der EFSA, sowohl im vorläufigen als auch im endgültigen Programm als Redner angekündigt. Dabei ist im endgültigen Programm der zusätzliche Vermerk zu lesen, dass sein Auftritt gesponsert wird. Der Sponsor ist der britische Toxikologe Allister Vale, der dem Wortlaut vertraulicher E-Mails zufolge die Veranstaltung in Absprache mit Monsanto geplant hatte. Aus diesen E-Mails geht auch hervor, dass dabei auch verdeckte Gelder von Monsanto fließen sollten.
Nachdem der Auftritt von Herrn Tarazona in beiden Versionen des Programms angekündigt wurde, ist davon auszugehen, dass dieser nicht nur angefragt wurde, sondern auch zugesagt hatte. Letztlich hat an der Konferenz dann aber eine andere Mitarbeiterin der EFSA teilgenommen, um das Herbizid Glyphosat gegen den Verdacht zu verteidigen, krebserregend zu sein. Dadurch erscheint die Affäre zwar komplizierter, sie ist aber deswegen nicht weniger heikel. Vor diesem Hintergrund hatte Testbiotech unter anderem folgende Fragen an den Geschäftsführer der EFSA, Bernhard Url, gerichtet:
• Wer hatte wen zu dieser Konferenz eingeladen und wer erhielt die Einladung?
• Wurden Herrn Tarazona Vergünstigungen (Zahlungen) als Privatperson angeboten?
• Wurden seiner Vertretung Frau Court-Marques ebenfalls Vergünstigungen (Zahlungen) angeboten?
• Wer genau bot die Vergünstigungen (Zahlungen) an?
• Für welchen Zweck genau wurden die Vergünstigungen (Zahlungen) angeboten oder gewährt?
• Um welche Vergünstigungen (Zahlungen) handelte es sich und in welchem Umfang erfolgten sie?
• War die EFSA über das Angebot dieses Sponsoring informiert?
• Gibt es irgendwelche Konsequenzen, die die EFSA daraus zu ziehen gedenkt?
In seiner Antwort an Testbiotech schreibt Bernhard Url: „Die Unterstellung in Ihren Briefen, dass Mitarbeiter der EFSA auf indirekte Weise von Unternehmen Zahlungen erhalten, die Produkte zur Prüfung angemeldet haben, trifft nicht zu.“ (Übersetzung aus dem Englischen: Testbiotech)
Dieses Statement ist im vorliegenden Fall aber keinesfalls ausreichend. Wie die bekannt gewordenen vertraulichen E-Mails zeigen, sollten die Zahlungen der Industrie verdeckt erfolgen. So sollte gewährleistet werden, dass alle Beteiligten ihre 'weiße Weste' behalten. Zur Aufklärung der Affäre müssen daher auch professionelle Ermittler hinzugezogen werden, da möglicherweise Straftaten begangen wurden. Der Verdacht richtet sich dabei vor allem gegen den Monsanto-Konzern, der möglicherweise über verschiedene Kanäle verdeckte Gelder in Umlauf gebracht hat, um Einfluss auf die Entscheidung über die weitere Zulassung von Glyphosat zu nehmen. Ob und wie MitarbeiterInnen der EFSA darin verwickelt waren, muss ein Schwerpunkt der Ermittlungen sein. Testbiotech hat sich deswegen jetzt mit der Bitte um Aufklärung an die EU-Kommission und den Verwaltungsrat der EFSA gewandt.
Kontakt:
Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org